2009-02-12 15:04:36

Simbabwe: Hoffen auf Tsvangirai


RealAudioMP3 Auch die Kirchen hoffen auf den neuen Premierminister: Morgan Tsvangirai erlebt an diesem Donnerstag seinen ersten Tag als Ministerpräsident Simbabwes. Als absolute Prioritäten seiner Politik bezeichnete Tsvangirai bei seiner Antrittsrede die Wiederherstellung der Demokratie und der Wirtschaft sowie die Bekämpfung der beispiellosen humanitären Krise. Die Cholera-Epidemie in Simbabwe breitet sich unterdessen weiter aus. Seit August hat sie mehr als 4.000 Todesopfer gefordert. Der Arzt Joost Butenop ist eben aus Simbabwe zurückgekehrt; er hat im Auftrag von Caritas International Cholerapatienten behandelt. Dem Domradio sagte er:

„Es handelt sich um die größte Choleraepidemie in der afrikanischen Geschichte. Die Zahlen von70.000 Betroffenen sind eine Untertreibung, das sind nur die registrieren Fälle. Man muss von einer hohen Dunkelziffer ausgehen, da die Krankheit in vielen Fällen milde verläuft. Daher muss man von 100.000 Fällen ausgehen."

Die Epidemie, sagt der Arzt, ist ein Symptom der Zustände im Land. Der Zusammenbruch des Wirtschaftssystems habe sich fatal auf das Gesundheits- und Bildungssystem ausgewirkt. Grundlegende Dienste wie Straßenreinigung, Wasser- und Abwassersystemen sind in Simbabwe vor längerer Zeit kollabiert.

„Die Situation, die sich uns da präsentiert hat, ist im Gesundheitsbereich derart dramatisch, dass man dafür eigentlich gar keine Worte finden kann außer im Englischen „Failed state“. Das gesamte staatliche Gesundheitssystem ist zusammengebrochen, die Klinikangestellten streiken, weil sie ein Gehalt kriegen, das keinen Gegenwert hat, sie können sich den Transport in die Stadt nicht mehr leisten. Ein Arzt verdient im Arzt 168 Trillionen Simbabwe-Dollar, was 12 US-Dollar entspricht. Und der Transport kostet mindestens 1 US-Dollar. Es gibt vor Ort keine lokale Währung mehr, niemand akzeptiert mehr die Simbabwe-Dollarscheine.“

Diktator Mugabe scheint nun zwar mit der Vereidigung seines Widersachers Tsvangirai bereit, die Macht nach 29 Jahren zu teilen; die Menschen allerdings bleiben skeptisch, hat Butenop beobachtet.

„Man ist sehr verhalten bis skeptisch oder hoffnungslos, dass sich die Lage schnell verändert. Ein neuer Lichtblick ist allerdings, dass das neue Gesundheitsministerium unter die Koalitionspartei fallen wird. Allerdings ist die Wirtschaft im Land dermaßen am Boden, dass es sich so schnell nicht erholen kann. Im besten Fall muss man mit zwei, drei Jahren rechnen für ein Gesundheitssystem, das den Namen verdient, vor allem weil viel qualifiziertes Personal ausgewandert ist und nun abwartet, wie sich die Lage im Land entwickelt."

(domradio 12.02.2009 gs)







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