Auch die Kirchen hoffen
auf den neuen Premierminister: Morgan Tsvangirai erlebt an diesem Donnerstag seinen
ersten Tag als Ministerpräsident Simbabwes. Als absolute Prioritäten seiner Politik
bezeichnete Tsvangirai bei seiner Antrittsrede die Wiederherstellung der Demokratie
und der Wirtschaft sowie die Bekämpfung der beispiellosen humanitären Krise. Die Cholera-Epidemie
in Simbabwe breitet sich unterdessen weiter aus. Seit August hat sie mehr als 4.000
Todesopfer gefordert. Der Arzt Joost Butenop ist eben aus Simbabwe zurückgekehrt;
er hat im Auftrag von Caritas International Cholerapatienten behandelt. Dem Domradio
sagte er:
„Es handelt sich um die größte Choleraepidemie in der afrikanischen
Geschichte. Die Zahlen von70.000 Betroffenen sind eine Untertreibung, das sind nur
die registrieren Fälle. Man muss von einer hohen Dunkelziffer ausgehen, da die Krankheit
in vielen Fällen milde verläuft. Daher muss man von 100.000 Fällen ausgehen."
Die
Epidemie, sagt der Arzt, ist ein Symptom der Zustände im Land. Der Zusammenbruch des
Wirtschaftssystems habe sich fatal auf das Gesundheits- und Bildungssystem ausgewirkt.
Grundlegende Dienste wie Straßenreinigung, Wasser- und Abwassersystemen sind in Simbabwe
vor längerer Zeit kollabiert.
„Die Situation, die sich uns da präsentiert
hat, ist im Gesundheitsbereich derart dramatisch, dass man dafür eigentlich gar keine
Worte finden kann außer im Englischen „Failed state“. Das gesamte staatliche Gesundheitssystem
ist zusammengebrochen, die Klinikangestellten streiken, weil sie ein Gehalt kriegen,
das keinen Gegenwert hat, sie können sich den Transport in die Stadt nicht mehr leisten.
Ein Arzt verdient im Arzt 168 Trillionen Simbabwe-Dollar, was 12 US-Dollar entspricht.
Und der Transport kostet mindestens 1 US-Dollar. Es gibt vor Ort keine lokale Währung
mehr, niemand akzeptiert mehr die Simbabwe-Dollarscheine.“
Diktator Mugabe
scheint nun zwar mit der Vereidigung seines Widersachers Tsvangirai bereit, die Macht
nach 29 Jahren zu teilen; die Menschen allerdings bleiben skeptisch, hat Butenop beobachtet.
„Man ist sehr verhalten bis skeptisch oder hoffnungslos, dass sich die
Lage schnell verändert. Ein neuer Lichtblick ist allerdings, dass das neue Gesundheitsministerium
unter die Koalitionspartei fallen wird. Allerdings ist die Wirtschaft im Land dermaßen
am Boden, dass es sich so schnell nicht erholen kann. Im besten Fall muss man mit
zwei, drei Jahren rechnen für ein Gesundheitssystem, das den Namen verdient, vor allem
weil viel qualifiziertes Personal ausgewandert ist und nun abwartet, wie sich die
Lage im Land entwickelt."