2009-02-09 13:02:41

Italien: Sterbehilfe-Fall bewegt Italien


RealAudioMP3 Nicht das Thema Lefebvre hält derzeit die italienische Öffentlichkeit in Atem, sondern das Thema Sterbehilfe. Die 38-jährige Eluana Englaro liegt nach einem Unfall vor 17 Jahren im Koma; ihr Vater will sie jetzt sterben lassen. Ein Urteil des Verfassungsgerichts und das Fehlen einer gesetzlichen Vorschrift machen ihm das möglich.

„Caso Eluana“, der „Fall Eluana“ – seit Tagen ist er verlässlich auf Seite Eins der Zeitungen. Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone hat in dieser Sache mit Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano telefoniert; Ministerpräsident Silvio Berlusconi plant ein Eildekret, das die Ärzte zwingen würde, die Patientin weiterhin künstlich zu ernähren. Kardinal Angelo Bagnasco, Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Genua, erklärt, wenn man Eluana Englaro Nahrung und Wasser verweigere, dann komme dies einer Tötung gleich. Auch der Papst hat beim Angelus am Sonntag, ohne den Namen der Patientin zu nennen, den Wert jedes Menschenlebens, auch bei Schwachheit und Leid, betont.

„Wir erleben einen schmerzlichen Moment“, sagt der neue Generalsekretär der italienischen Bischofskonferenz, Mariano Crociata.

„Man fährt jetzt die Ernährung Eluanas allmählich herunter – das heißt, ein Sterbeprozess beginnt. Es geht jetzt um zwei Dinge: zunächst einmal um ein konkretes menschliches Leben, dann aber auch um eine grundsätzliche Frage. Die Debatte dieser Tage war natürlich sehr erhitzt – ich glaube aber, wir können auch ein gewisses Reifen des kollektiven Gewissens feststellen. Daran müssen wir als Kirche weiterarbeiten. Dass jetzt viele der Kirche Einmischung vorwerfen, sehe ich mit Sorge. Unsere Aufgabe ist es lediglich, unsere Werte, unsere Kultur, unsere Sensibilität auch mit anderen zu teilen. Das ist zum Wohl des Landes und aller seiner Bürger.“

In ganz Italien sind am Wochenende Befürworter wie Gegner der Sterbehilfe auf die Straße gegangen. Eluana Englaro ist vor ein paar Tagen auf Initiative ihres Vaters aus einem kirchlichen Krankenhaus in eine Privatklinik verlegt worden. Dort sollen nach dem Wunsch der Familie die lebenserhaltenden Schläuche in Kürze entfernt werden.

(rv 09.02.2009 sk)








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