Vatikan: Keine Medienschelte – „Wir hatten Kommunikationsprozess nicht in der Hand“
Der Sprecher des Vatikans ist unzufrieden darüber, dass es im Zusammenhang mit der
Aufhebung der Exkommunikationen vor zwei Wochen zu Pannen und Kommunikationsfehlern
gekommen ist. Im Gespräch mit der französischen Tageszeitung „La Croix“ meinte Jesuitenpater
Federico Lombardi: „Das Kommuniqué, das das Dekret begleitete, ließ zuviele Aspekte
im Unklaren und gab dadurch Raum zu verschiedenen Interpretationen.“ Außerdem sei
das Dokument schon zu früh auf „Internetseiten und an Zeitungen gelangt“: „Wir hatten
den Kommunikationsprozeß nicht in der Hand.“ Über die Aufhebung der Exkommunikationen
habe der Vatikan nur mit Bischof Fellay verhandelt: „Die Meinungen der anderen Bischöfe
hat man nicht genug beachtet.“ Lombardi wörtlich: „Wenn es einen gibt, der das wissen
musste, dann war das Kardinal Castrillon Hoyos.“
Abgeklärt äußert sich Lombardi,
der u.a. den Vatikanischen Pressesaal leitet, zur Debatte über Vatikan und Lefebvre
in den Medien. „Die Medien sind nicht besser oder schlimmer als sonst auch.“ Doch
natürlich gebe es auch „antikirchliche Strömungen“ dort. Zu anderen Zeiten, etwa beim
letzten Konklave oder bei den Reisen Benedikts XVI., sei es aber auch der Kirche gelungen,
in den Medien ein positives Bild von sich zu zeichnen. Lombardi bedauert, dass auch
viele Katholiken die jüngste Entscheidung des Vatikans nur schwer verstehen: „Einige
Dokumente sind eigentlich nur für Spezialisten im Kirchenrecht oder für Theologen
bestimmt.“ Da sei es problematisch, dass sich heute „jedes Dokument, ganz gleich welcher
Art es ist, direkt in der Öffentlichkeit wieder findet. Das wird dann schwierig zu
handhaben.“
Lombardi lässt erkennen, dass er unter normalen Umständen durchaus
die Abstimmung mit den Bischofskonferenzen sucht. „Aber manchmal ist ein Dokument
schon in der Hand von Ortsbischöfen, bevor wir es haben.“ Er glaube, dass „in der
Kurie erst noch eine Kultur der Kommunikation geschaffen werden muss“. Er wünsche
sich, dass die einzelnen Vatikan-Abteilungen rechtzeitig den Pressesaal des Heiligen
Stuhls informierten „und auch eine erklärende Note schreiben, wenn der Sachverhalt
komplex ist“. Lombardi wörtlich: „Wenn die jüngsten Erläuterungen vom Staatssekretariat
schon von Anfang an gegeben worden wären, dann hätten wir uns einige leidenschaftliche
Tage erspart.“ Andererseits sei es aber auch „unmöglich, jede Schwierigkeit zu vermeiden.
Wir müssen auch mal bereit sein, ein Risiko einzugehen.“