Wer sind die Pius-Brüder,
aus welchem geistigen Umfeld kommen sie, wofür stehen sie politisch? Das sind Fragen,
die von den unsäglichen Bemerkungen Williamsons zum Holocaust aufgeworfen werden.
Jozef Niewiadomski ist Professor für Dogmatik und Dekan der Katholischen Fakultät
an der Universität Innsbruck. Er will nicht alle Lefebvre-Anhänger unter rechtsextremen
Generalverdacht stellen.
Im Gespräch mit Stefan von Kempis sagte er: „Es
ist aber sicher so, dass das Weltbild der Pius-Bruderschaft, gestärkt vor allem durch
einzelne Aussagen von Erzbischof Marcel Lefebvre und die späteren Veröffentlichungen,
doch ziemlich in rechte Kreise bis hin zu rechtsradikalen Kreisen hineinreicht. Ich
würde schon sagen, dass es in der Pius-Bruderschaft immer noch die Ideen gibt, die
moderne Prinzipien wie Menschenrechte, wie Toleranz, wie Achtung vor jedem anderen
Menschen - auch anderen Religionen - ablehnen, und den extremen Antisemitismus. In
den letzten Jahren hat man immer wieder einzelne Mitglieder der Pius-Bruderschaft
auch im Kontext von rechtsgerichteten politischen Gruppierungen gesehen, etwa bei
Le Pen. Ich finde, die ganze Auseinandersetzung macht uns auf irgendetwas sehr deutlich
aufmerksam...“
Die Debatte dieser Tage findet Niewiadomski letztlich heilsam:
Sie mache darauf aufmerksam, dass das Thema Lefebvrianer nicht nur liturgische, sondern
auch politische Facetten habe. Eine volle Rückkehr der Pius-Bruderschaft in die Kirche
vermag er sich nicht ganz vorzustellen.
„Als gläubiger Mensch sage ich:
Man soll dem göttlichen Geist keine Grenzen setzen und an die Bekehrungsbereitschaft
und -fähigkeit eines jeden glauben. Wenn ich mir allerdings die ersten Reaktionen
anschaue, die auf die Aufhebung der Exkommunikationen von einzelnen Mitgliedern der
Pius-Bruderschaft bereits gekommen sind und den Tenor haben ,Nicht wir werden umdenken,
sondern wir werden dazu beitragen, dass die Kirche umdenkt’ - dann bin doch ein bisschen
skeptisch.“