„Mit dem, was am Leidvollsten
ist“ hat der ernannte Bischof von Münster, Felix Genn, seine erste Pressekonferenz
an diesem Freitag dort begonnen: mit diesen „unseligen – eigentlich unter meiner Würde
sie zu kommentieren – Äußerungen zum Holocaust“. Der Papst habe in der Frage des Verhältnisses
zum Judentum „so viele Zeichen gesetzt“, „dass man überhaupt nicht daran denken
kann, dass er ein Antisemit ist, oder die Beziehungen zum Judentum kappen will. Wenn
er nach Israel fahren sollte, wird es sicher noch einmal einen starken Akzent in dieser
Richtung geben.“
Er sei überzeugt, so Genn, „dass Benedikt nichts von
den Äußerungen Williamsons gewusst hat“. Im Vatikan müsse man sich jetzt fragen,
wie es dazu kommen konnte, dass „das Image des Papstes und des Papsttums so angegriffen“
wurde. Der Leiter einer Behörde müsse sich auf den Dienst seiner Mitarbeiter verlassen
können. „Ich leite ja selbst eine Behörde und weiß ja auch nicht alles, was in
meinen Abteilungen geschieht. Ich muss ja auch gar nicht alles wissen, sondern ich
verlasse mich darauf, dass meine engsten Mitarbeiter ihre Verantwortungsbereiche wahrnehmen
und zwar ordentlich wahrnehmen und dass mein Dienst als Bischof nicht beschädigt wird.“
Die
Holocaust-Leugnung Williamsons habe ein „hochsensibles Kapitel“ berührt, „das in unserem
Volk immer noch nicht aufgearbeitet ist“. Im Umgang mit der Piusbruderschaft müsse
man jetzt die Frage stellen, „wes Geistes Kind seid ihr eigentlich?“ Genn bekennt,
dass auch er sich bislang nicht intensiv mit den Positionen der Lefebvre-Anhänger
auseinandergesetzt habe. „Was da zu Tage tritt, habe ich in der Weise nicht
gewusst, und das hat mich auch in der Weise nicht berührt. Ich habe gedacht, das sind
Schismatiker... Aber jetzt, nachdem die Exkommunikation aufgehoben ist, müssen sie
zeigen, dass sie wirklich so päpstlich sind, dass sie alle von einem Papst unterzeichneten
Dokumente des II. Vatikanums auch anerkennen. Sie sagen ja, dass sie den Papst anerkennen,
jetzt will ich sehen, was geschieht...Sie können ja nicht sagen, die einen Dokumente
sind päpstlich, die anderen nicht.“
Der aktuellen – zunächst schwer verständlichen
– Debatte kann der Bischof bei allem vordergründigen Schaden für das Ansehen der katholischen
Kirche daher auch Positives abgewinnen. Sie kläre letztendlich die Stellung der Piusbruderschaft. „Jetzt
kann man ihnen auf die Finger schauen. Das was ich jetzt von ihnen lese, ist so horrend
– das kann auch dazu führen, dass man sagt, jetzt ist Schluss: Wir sind hier, und
ihr bleibt da. Auch dazu kann es kommen. Dann ist der Schnitt aber eindeutig.“ Die
bisherigen Äußerungen und Reaktionen der Piusbruderschaft trügen nicht zur Aussöhnung
bei. „Vielleicht war es notwendig, dass das ganze Durcheinander hochkam, damit
man jetzt sagen kann: ,Liebe Piusbruderschaft, ihr habt lange genug in der Ecke gestanden,
wir sind euch jetzt entgegen gekommen, ihr habt um Aufhebung der Exkommunikation gebeten,
das haben wir euch gewährt.’ Wer das entsprechende Dekret liest, sieht, dass da noch
viele offene Fragen sind, sieht, dass gesagt wird, es muss verhandelt werden. ,Wenn
ihr euch aber so benehmt, dann geht das nicht.’ Es kann doch nicht einer, der den
Holocaust leugnet im Ernst daran denken, dass er Bischof der katholischen Kirche wird.“