2009-02-06 16:14:52

D: Genn fragt „Wes Geistes Kind seid ihr?“


RealAudioMP3 „Mit dem, was am Leidvollsten ist“ hat der ernannte Bischof von Münster, Felix Genn, seine erste Pressekonferenz an diesem Freitag dort begonnen: mit diesen „unseligen – eigentlich unter meiner Würde sie zu kommentieren – Äußerungen zum Holocaust“. Der Papst habe in der Frage des Verhältnisses zum Judentum „so viele Zeichen gesetzt“, „dass man überhaupt nicht daran denken kann, dass er ein Antisemit ist, oder die Beziehungen zum Judentum kappen will. Wenn er nach Israel fahren sollte, wird es sicher noch einmal einen starken Akzent in dieser Richtung geben.“

Er sei überzeugt, so Genn, „dass Benedikt nichts von den Äußerungen Williamsons gewusst hat“. Im Vatikan müsse man sich jetzt fragen, wie es dazu kommen konnte, dass „das Image des Papstes und des Papsttums so angegriffen“ wurde. Der Leiter einer Behörde müsse sich auf den Dienst seiner Mitarbeiter verlassen können. „Ich leite ja selbst eine Behörde und weiß ja auch nicht alles, was in meinen Abteilungen geschieht. Ich muss ja auch gar nicht alles wissen, sondern ich verlasse mich darauf, dass meine engsten Mitarbeiter ihre Verantwortungsbereiche wahrnehmen und zwar ordentlich wahrnehmen und dass mein Dienst als Bischof nicht beschädigt wird.“

Die Holocaust-Leugnung Williamsons habe ein „hochsensibles Kapitel“ berührt, „das in unserem Volk immer noch nicht aufgearbeitet ist“. Im Umgang mit der Piusbruderschaft müsse man jetzt die Frage stellen, „wes Geistes Kind seid ihr eigentlich?“ Genn bekennt, dass auch er sich bislang nicht intensiv mit den Positionen der Lefebvre-Anhänger auseinandergesetzt habe.
„Was da zu Tage tritt, habe ich in der Weise nicht gewusst, und das hat mich auch in der Weise nicht berührt. Ich habe gedacht, das sind Schismatiker... Aber jetzt, nachdem die Exkommunikation aufgehoben ist, müssen sie zeigen, dass sie wirklich so päpstlich sind, dass sie alle von einem Papst unterzeichneten Dokumente des II. Vatikanums auch anerkennen. Sie sagen ja, dass sie den Papst anerkennen, jetzt will ich sehen, was geschieht...Sie können ja nicht sagen, die einen Dokumente sind päpstlich, die anderen nicht.“

Der aktuellen – zunächst schwer verständlichen – Debatte kann der Bischof bei allem vordergründigen Schaden für das Ansehen der katholischen Kirche daher auch Positives abgewinnen. Sie kläre letztendlich die Stellung der Piusbruderschaft.
„Jetzt kann man ihnen auf die Finger schauen. Das was ich jetzt von ihnen lese, ist so horrend – das kann auch dazu führen, dass man sagt, jetzt ist Schluss: Wir sind hier, und ihr bleibt da. Auch dazu kann es kommen. Dann ist der Schnitt aber eindeutig.“
Die bisherigen Äußerungen und Reaktionen der Piusbruderschaft trügen nicht zur Aussöhnung bei.
Vielleicht war es notwendig, dass das ganze Durcheinander hochkam, damit man jetzt sagen kann: ,Liebe Piusbruderschaft, ihr habt lange genug in der Ecke gestanden, wir sind euch jetzt entgegen gekommen, ihr habt um Aufhebung der Exkommunikation gebeten, das haben wir euch gewährt.’ Wer das entsprechende Dekret liest, sieht, dass da noch viele offene Fragen sind, sieht, dass gesagt wird, es muss verhandelt werden. ,Wenn ihr euch aber so benehmt, dann geht das nicht.’ Es kann doch nicht einer, der den Holocaust leugnet im Ernst daran denken, dass er Bischof der katholischen Kirche wird.“

(pm/rv 06.02.2009 bp)








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