2009-02-04 11:04:45

ZdK-Generalsekretär: „Das tut jedem katholischen Christen in der Seele weh“


RealAudioMP3 Der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Stefan Vesper, hat sich im Domradio-Interview bestürzt gezeigt über die Folgen der aktuellen Diskussion um den antisemitischen Bischof der Piusbruderschaft. Es sei „medienmäßig ein Desaster, was wir hier erleben“, so Vesper. Die katholische Kirche sei „eine ganz große, weltweit agierende, lebensfreundliche und soziale Kirche. Wir sollten uns und unser Anliegen nicht von so einer Minderheit beschädigen lassen“. Aber der Disput könne auch positive Folgen haben.
Wir dokumentieren hier das Interview; Text und Audio stammen von der Redaktion des Domradio in Köln.
domradio: Erleidet die die katholischen Kirche durch die aktuelle Debatte einen Glaubwürdigkeitsverlust?
Vesper: Wer in den letzen Tagen in Deutschland - aber auch in anderen Ländern - die großen Tageszeitungen gelesen hat, der muss sagen, dass hier ein Ansehensverlust droht. Es ist sicherlich medienmäßig ein Desaster, was wir hier erleben. Das große Ansehen, das die katholische Kirche weltweit hat und das auch der Heilige Vater natürlich durch sein Pontifikat und durch seine hohe Intellektualität hat, ist in Gefahr, und ich bedaure das sehr. Das tut jedem katholischen Christen in der Seele weh.
 
domradio: Sie beklagen auch, dass die Mitte der Kirche aus dem Blick gerät. Ist es auch so, dass es den katholischen Menschen schwer fällt, mit der Entscheidung des Vatikans zu leben?
Vesper: Es ist ja so, dass die Entscheidung Roms Auswirkungen hat bis in jede Diözese und letztendlich auch in jede Pfarrei. Es gibt heute eine Karikatur in der Frankfurter Rundschau, wo jemand bemitleidet wird, weil er katholisch ist. Aber wir haben doch in der katholischen Kirche ein ganz großes und reiches Leben! Zehnmal so viele Menschen, wie dieser Pius-Bruderschaft angehören, gehen alleine in Deutschland jeden Sonntag in die Kirche! Wir sind eine ganz große, weltweit agierende, lebensfreundliche und soziale Kirche, und wir sollten uns und unser Anliegen nicht von so einer Minderheit beschädigen lassen.
 
domradio: Also wird die Pius-Bruderschaft von den Medien zu ernst genommen?
Vesper: Ich will diesen Fall nicht herunterspielen und ich bleibe dabei: Es ist eine Situation, wie ich sie in den 50 Jahren seit dem Konzil noch nicht erlebt habe. Aber die Bruderschaft muss in der rechten Ecke bleiben, wo sie ist. Ich kenne keinen katholischen Christen, der etwas mit diesen Leuten zu tun haben möchte. Das Ansehen der Kirche ist aber in Gefahr, wenn der Eindruck entsteht, als könne Antisemitismus bei uns Platz haben. Das ist nicht der Fall, wir wollen mit diesen Leuten nichts zu tun haben!
 
domradio: Ist der Gedanke und der Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils wirklich noch so stark im katholischen Leben verankert, oder gibt es da einige Bruchstellen?
Vesper: Bei 99,9 Prozent der Katholiken weltweit ist das Zweite Vatikanische Konzil die große Grundlage und Basis unseres Verständnisses von Kirche in der Welt, einer zeitgemäßen katholischen Kirche, die auf die Menschen zugeht. Wir sind bei den Armen und Schwachen weltweit. Das Ganze vergegenwärtigt sich jeden Tag und natürlich am Sonntag in der Heiligen Messe. Aber auch in Rom muss Klarheit darüber herrschen, dass die Piusbruderschaft das Zweite Vatikanische Konzil rückhaltlos annehmen muss.
 
domradio: Kann denn die aktuelle Diskussion auch positive Folgen haben?
Vesper: Wenn wir uns in den Gemeinden, Verbänden und Orden auf unsere Grundlagen besinnen, das Evangelium, kann etwas Positives erwachsen. Wir müssen uns Johannes XXIII. vorstellen, der das Fenster öffnet, und der sagt, hier soll Luft hinein in die katholische Kirche. und wir als Kirche wollen mit dem Evangelium zu den Menschen gehen. Da kann man als Gruppe, Verband, Gemeinde oder als einzelner Glaubender sagen: Ich gehe noch mal ganz neu auf die Menschen zu und zeige, dass es das froh machende Evangelium ist, das mich durch die Zeit trägt.
(dr 04.02.2009 bp)








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