Nachdem vor allem
im deutschen Sprachraum die Kritik an einem vermeintlichen Schweigen des Papstes immer
lauter wurde, hatte sich am Dienstagabend zunächst Vatikansprecher Pater Federico
Lombardi eingeschaltet. Der Papst habe Aussagen, die den Holocaust leugnen, mehrmals
unmissverständlich verurteilt, stellte Lombardi auf Deutsch und Italienisch klar.
Der Vatikansprecher erinnerte an die Papstworte in der Kölner Synagoge 2005, im Konzentrationslager
Auschwitz 2006 und zuletzt bei der Generalaudienz am 28. Januar dieses Jahres. Die
deutlichen Worte des Papstes galten auch Bischof Richard Williamson, präzisierte Lombardi
und zitierte:
„Während ich erneut aus ganzem Herzen meine volle und unbestreitbare
Solidarität mit unseren Brüdern, den Trägern des ersten Bundes, zum Ausdruck bringe,
wünsche ich, dass die Shoah die Menschheit dazu anstiftet, nachzudenken über die unvorhersehbare
Macht des Bösen, wenn es das Herz des Menschen ergreift. Die Shoah sei für alle eine
Mahnung gegen das Vergessen, gegen die Leugnung oder die Reduzierung…“
Lombardi
weiter: „Die Verurteilung von Aussagen, die den Holocaust leugnen,
konnte nicht klarer sein, und aus dem Kontext erschließt sich, dass diese sich auch
auf die Positionen von Bischof Williamson und alle ähnlichen Positionen bezogen.“
Die
Aufhebung der Exkommunikation der Piusbruderschaft, zu denen auch der umstrittene
Bischof Williamson gehört, habe nichts mit einer Legitimierung von Aussagen zu tun,
die den Holocaust leugnen, betonte Lombardi weiter. Benedikt verurteile jede Leugnung
der Shoah auf das Schärfste.
Damit reagierte Lombardi auch auf die Kritik von
Bundeskanzlerin Merkel an der Haltung des Papstes in der Diskussion um den Umgang
mit dem Holocaust. Die Kanzlerin hatte Benedikt XVI. am Dienstag am Rande einer Pressekonferenz
in Berlin zu einer eindeutigen Stellungnahme aufgefordert. Wörtlich sagte Merkel:
„Es
ist im allgemeinen nicht an mir, innerkirchliche Entscheidungen zu bewerten oder zu
kommentieren. Allerdings ist das anders, wenn es um Grundsatzfragen geht. Und ich
glaube es ist schon eine Grundsatzfrage, wenn durch eine Entscheidung des Vatikans
der Eindruck entsteht, dass es die Leugnung des Holocausts geben könnte, und dass
es auch um grundsätzliche Fragen des Umgangs mit dem Judentum geht. Deshalb darf das
nicht ohne Folgen im Raum stehen bleiben. Das ist nach meiner Auffassung auch nicht
nur eine Angelegenheit der christlichen Gemeinden, der katholischen Gemeinden in Deutschland
und der jüdischen Gemeinden, sondern es geht darum, dass von Seiten des Papstes und
von Seiten des Vatikans sehr eindeutig klargestellt wird, dass es hier keine Leugnung
geben kann und dass es natürlich einen positiven Umgang mit dem Judentum insgesamt
geben muss. Diese Klarstellungen sind aus meiner Sicht noch nicht ausreichend erfolgt.“
Ermutigend
fände sie aber die vielen Stimmen aus der katholischen Kirche, die seitens des Vatikans
eine deutliche Distanzierung von den Positionen des Holocaust-Leugners Williamson
forderten, betonte Merkel weiter. Zustimmung erhielt Merkel von der früheren Bundestagspräsidentin
Rita Süssmuth (CDU). Dem Berliner Inforadio sagte Süssmuth, es bestehe ein massiver
Widerspruch zwischen der Grundeinstellung des Papstes und seinem Handeln im Fall Williamson.
Merkel sei daher moralisch verpflichtet gewesen, sich in die Debatte einzuschalten.
- Mit ihrer Kritik am Papst stieß die Kanzlerin jedoch nicht nur auf Gegenliebe. Gegenstimmen
kamen aus den Reihen der katholischen Bischöfe, aber auch aus der Union.