Vatikan: „Papst kannte Williamson-Äußerungen nicht“; Williamson muss widerrufen
Der Papst hat die
Äußerungen von Bischof Richard Williamson zur Holocaust-Leugnung zum Zeitpunkt der
Aufhebung der Exkommunikation nicht gekannt. Das stellte am Mittwochnachmittag das
Vatikanische Staatssekretariat klar. Bevor Williamson in der Kirche seinen bischöflichen
Dienst ausüben darf, müsse er sich auf unzweideutige und öffentliche Weise von seinen
Stellungnahmen zur Shoah distanzieren.
Wir dokumentieren hier die Erklärung
aus dem Staatssekretariat in einer eigenen Arbeitsübersetzung: Angesichts der Reaktionen,
die das jüngste Dekret der Bischofskongregation auslöste, in dem die Exkommunikation
gegen vier Bischöfe der Bruderschaft Pius X. aufgehoben wurde, und mit Blick auf die
negationistischen oder reduktionistischen Erklärungen des Bischofs Williamson von
der genannten Bruderschaft zur Shoah, halten wir es für opportun, einige Aspekte der
Angelegenheit klarzustellen.
1. Aufhebung der Exkommunikation
Wie schon
früher betont, war das Dekret der Bischofskongregation vom 21. Januar 2009 ein Akt,
mit dem der Heilige Vater großzügig wiederholten Bitten des Generaloberen der Bruderschaft
Pius X. entgegen kam. Seine Heiligkeit wollte ein Hindernis für die Öffnung einer
Tür zum Dialog beseitigen. Er erwartet sich jetzt, dass die vier Bischöfe eine vergleichbare
Bereitschaft ausdrücken, durch völlige Übernahme der Lehre und Disziplin der Kirche. Die
schwerwiegende Strafe der Exkommunikation latae sententia, die die genannten
Bischöfe sich am 30. Juni 1988 zugezogen hatten und die am 1. Juli desselben Jahres
formell erklärt worden war, war eine Folge ihrer illegalen Weihe durch Bischof Marcel
Lefebvre. Die Aufhebung der Exkommunikation hat die vier Bischöfe von einer schwerwiegenden
kanonischen Strafe befreit, hat aber nicht die juridische Lage der Bruderschaft St.
Pius X. geändert, die sich gegenwärtig keiner kanonischen Anerkennung in der katholischen
Kirche erfreut. Auch die vier Bischöfe haben, auch wenn ihre Exkommunikation aufgehoben
ist, keine kanonische Funktion in der Kirche und üben in ihr kein berechtigtes Amt
aus.
2. Tradition, Lehre und Zweites Vatikanisches Konzil
Für eine künftige
Anerkennung der Bruderschaft St. Pius X. ist die volle Anerkennung des Zweiten Vatikanischen
Konzils und des Lehramts der Päpste Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul I., Johannes
Paul II. sowie Benedikt XVI. eine unerlässliche Bedingung. Wie schon im Dekret
vom 21. Januar 2009 betont wurde, wird es sich der Heilige Stuhl nicht nehmen lassen,
mit den Betreffenden auf die für opportun erachtete Weise die noch offenen Fragen
zu vertiefen, um zu einer vollständigen und zufrieden stellenden Lösung der Probleme
zu kommen, die zu diesem schmerzhaften Bruch geführt haben.
3. Äußerungen über
die Shoah
Die Stellungnahmen von Bischof Williamson zur Shoah sind absolut
inakzeptabel und sind vom Heiligen Vater klar zurückgewiesen worden, wie er selbst
am vergangenen 28. Januar hervorgehoben hat, als er mit Bezug auf diesen furchtbaren
Völkermord seine volle und nicht hinterfragbare Solidarität mit unseren Brüdern bekräftigt
hat, denen der Erste Bund gilt. Er hat betont, dass die Erinnerung an diesen schrecklichen
Genozid die „Menschheit dazu bringen muss, nachzudenken über die unvorhersehbare Gewalt
des Bösen, wenn es das Herz des Menschen erobert“, und fügte hinzu, die Shoah bleibe
„für alle eine Mahnung gegen das Vergessen, gegen die Leugnung oder den Reduktionismus,
denn die Gewalt gegen einen einzigen Menschen ist Gewalt gegen alle“. Bischof Williamson
wird, um zu bischöflichen Funktionen in der Kirche zugelassen zu werden, auch auf
absolut unzweideutige und öffentliche Weise auf Distanz zu seinen Stellungnahmen zur
Shoah gehen müssen – Stellungnahmen, die der Heilige Vater im Moment der Aufhebung
der Exkommunikation nicht kannte.
Der Heilige Vater bittet alle Gläubigen um
Begleitung im Gebet, damit der Herr den Weg der Kirche erleuchte. Möge der Eifer der
Hirten und aller Gläubigen wachsen, um die heikle und schwere Mission des Nachfolgers
des Apostels Petrus als „Hüter der Einheit“ in der Kirche zu unterstützen.