Es geht letztlich
um die Botschaft des Glaubens. Ich möchte als Seelsorger für die Menschen da sein
und hoffe, dass ich auch in Zukunft Seelsorger sein darf.“ Das sagte der designierte
Linzer Weihbischof Gerhard Maria Wagner am Montag bei seinem ersten Pressegespräch
im Linzer Bischofshof. Schon als kleiner Junge habe er Priester werden wollen, meinte
der 54-Jährige, und als Pfarrer von Windischgarsten habe er gespürt, dass Seelsorge
„etwas ganz Großes“ sei: „Für die Leute da sein, den Glauben verkünden, das ist einfach
unsere Aufgabe.“ Er habe es immer als seine Aufgabe gesehen, die Menschen zu Gott
zu führen, Seelsorge sei für ihn zentral. Von Journalisten nach der öffentlichen Kritik
in der Diözese Linz an seiner Person befragt, antwortete der designierte Weihbischof,
dass er nicht gekommen sei, „um Spaltung zu bringen“. Er stelle allerdings fest, dass
es in der Diözese „tatsächlich ein Stück weit die Polarisierung gibt“, so Wagner wörtlich.
Mit dem „lieblosen Empfang“ habe er „kein Problem“. Er sehe aber nicht ein, warum
er als Spalter hingestellt werde, wenn er für die eine Kirche eintrete und sich hinter
den Papst stelle. Wagner: „Das verstehe ich nicht. Da stimmt etwas nicht; dem werde
ich mich sicher mit aller Kraft stellen.“ Im Gegenteil sollten sich jene, die abweichen,
fragen, ob sie nicht selbst an der Spaltung arbeiten würden.
Befragt nach seiner
Sicht zur Position der Laien in der Kirche sagte Wagner: „Die Kirche hat, vor allem
angeregt durch das Zweite Vatikanische Konzil, die Mitarbeit der Laien sehr stark
forciert. An dieser Tatsache kommen wir nicht vorbei.“ Es gebe aber trotzdem den Grundsatz,
dass ein Priester nur durch einen Priester ersetzt werden könne, weshalb man den Einsatz
für Priesterberufungen verstärken müsse. „Aber selbst wenn es viele Priester gäbe,
braucht es den engagierten Laien“, stellte der designierte Weihbischof fest. Wagner
plädierte dafür, Sorgen über die Entwicklung der Kirche in einen größeren Horizont
zu stellen. Er selbst habe während des Studiums in Rom „Kirche im großen Horizont“
erlebt: „Ich habe dort schon gespürt: da ist Gemeinschaft über die Grenzen hinaus,
über das, was oft die Enge des Lebens ausmacht.“
Sein Bedauern über die „zum
Teil sehr negative Berichterstattung in den ersten Tagen“ des neuen Weihbischofs äußerte
Diözesanbischof Ludwig Schwarz. Wagner habe „sich nicht beworben um diesen Posten,
er hat im Gehorsam dem Papst gegenüber diese Aufgabe in aller Demut übernommen“. Da
„würde man auf christlicher Seite eine bessere Begrüßung und Einführung erwarten,
als hauptsächlich von negativen Dingen zu sprechen“, nahm Schwarz Anstoß an „wirklich
unschönen“ Bemerkungen. Die Kritiker erinnerte der Bischof an die Ermahnung Christi,
nicht nur den „Splitter im Auge des Bruders“ zu sehen, sondern auch „den Balken im
eigenen Auge“.
Der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer hat
dem neuen Linzer Weihbischof Gerhard Maria Wagner Montagnachmittag die Zusammenarbeit
angeboten. Seine kritische Äußerung zur Ernennung präzisierte Pühringer im Gespräch
mit der „Austria Presseagentur“. Pühringer hielt fest, er wolle Entscheidungen der
Kirche nicht kommentieren. Es gebe in Österreich eine klare Trennung von Kirche und
Staat, und das akzeptiere er voll. Auch die Bischofsernennung wolle er nicht kommentieren.
In Oberösterreich gebe es eine exzellente Zusammenarbeit zwischen Diözese und Land
bei gemeinsamen Anliegen der Menschen. Er biete dem neuen Bischof die Zusammenarbeit
an, wo sie sinnvoll und gut sei. Zu der Kritik am Vatikan erklärte Pühringer: „Unabhängig
von dieser Personalentscheidung habe ich den Eindruck, dass in Rom die engagierte
Arbeit der Diözese sowohl von der Kirchenleitung als auch von engagierten Mitarbeitern
im Laienstand nicht so gesehen wird, wie sie ist.“ Das tue ihm leid; als Landeshauptmann
verteidige er seine Diözese und deren Kirchenleitung. Draußen in den Pfarren werde
von vielen hervorragende Arbeit geleistet. Im Zusammenhang mit dem „Wirbel“, den die
Bischofsernennung in Oberösterreich ausgelöst hat, stellte der Landeshauptmann fest,
es sei ein Faktum, dass in der Bevölkerung zu der Entscheidung unterschiedliche Positionen
öffentlich ausgetragen würden. Das sei „ein Stück Ehrlichkeit und Offenheit“.
(kap
03.02.2009 sk)
Im Audio ein Selbstportrait von Weihbischof Wagner in einem
Beitrag von Birgit Pottler.