Zum ersten Mal schaltet sich die Nummer Zwei des Vatikans in die heftige Debatte um
die Lefebvre-Anhänger ein. In einem Interview mit der italienischen katholischen Tageszeitung
„Avvenire“ betont Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, „dem Papst und allen seinen
Mitarbeitern“ sei auch künftig an „guten Beziehungen“ zum Judentum gelegen. Die Pläne
für eine Papstreise nach Israel seien „in einem fortgeschrittenen Stadium“. Auf die
Frage, ob derzeit „fünfzig Jahre des Dialogs“ zwischen katholischer Kirche und Judentum
„in Flammen aufgehen“, antwortet Kardinal Bertone: „Wir haben nicht so einen Katastrophen-Eindruck.“
Der Kardinal betont, dass die Aufhebung der Exkommunikation gegen vier Traditionalisten-Bischöfe
nichts mit den „unglückseligen Äußerungen“ von Richard Williamson zu tun habe. Williamson,
einer der vier betroffenen Bischöfe, leugnet den Holocaust. Wörtlich sagt Bertone:
„Die Priesterbruderschaft Pius X. hat sich von den Äußerungen ihres Mitbruders distanziert
und den Papst für diese unerfreuliche Episode um Verzeihung gebeten. Der Papst hat
sich am Mittwoch klar geäußert. Die Angelegenheit ist aus meiner Sicht beigelegt.“ Die
Vatikan-Kommission Ecclesia Dei will sich derweil nicht zur derzeitigen Debatte äußern.
Das Gremium ist für die Kontakte des Vatikans zu den Lefebvre-Anhängern zuständig.