Der neue orthodoxe Patriarch von Moskau ist am Sonntag in sein Amt eingeführt worden.
An der Feier in der Erlöserkathedrale am Roten Platz nahmen etwa 4.000 Menschen teil.
Unter ihnen waren die führenden Politiker Dmitri Medvedev und Vladimir Putin. Aus
dem Vatikan war Kurienkardinal Walter Kasper gekommen. Die Amtseinführung Kyrills
wurde im russischen Fernsehen live übertragen. Das erste Konzil seit Ende der Sowjetunion
hatte den früheren Metropoliten von Smolensk am letzten Dienstag zum Nachfolger des
verstorbenen Patriarchen Alexei II. gewählt. Damit führt der 62-jährige Kyrill die
größte Nationalkirche innerhalb der orthodoxen Weltgemeinschaft. Zum Ritus gehörte
an diesem Sonntag, dass Kyrill dreimal feierlich auf seinem Patriarchenthron Platz
nahm. In Russland bezeichnen sich drei Viertel der Bevölkerung als orthodox. - In
seiner Dankesrede rief das neue Kirchenoberhaupt die orthodoxen Schwesterkirchen zur
Einheit auf. Die Ökumene mit den Katholiken und den Kirchen der Reformation erwähnte
er nicht. Kyrill betonte lediglich, die „kanonischen Grenzen“ der russisch-orthodoxen
Kirche müssten geschützt werden. Der Vatikan hatte vor einigen Jahren auf dem Gebiet
der Ex-Sowjetunion vier katholische Bistümer gegründet. Das Moskauer Patriarchat wirft
dem Vatikan vor, Gläubige abwerben zu wollen. – Präsident Medwedjew sprach von einem
„großen Ereignis im Leben der orthodoxen Völker“. Er erwarte eine neue Zusammenarbeit
zwischen Staat und Kirche in Russland.