Russland: Wahl eines Patriarchen – Bischöfe beim Papst
Es sind entscheidende
Stunden für die Christen in Russland: In Moskau sind über 700 Delegierte zusammengetreten,
um einen neuen orthodoxen Patriarchen zu wählen. Und in Rom treffen sich gleichzeitig
katholische Bischöfe aus Russland mit dem Papst. Wir sprechen mit dem neuen katholischen
Erzbischof Paolo Pezzi aus Moskau.
„Wir haben in Russland die gleichen
Probleme wie in verschiedenen westlichen Ländern: Das Christentum erlebt Gegenwind.
Die Beziehungen zum Staat sind allerdings, trotz mancher Schwierigkeiten mit einigen
Behörden, im großen und ganzen gut; man hilft uns auch, wenn unsere ausländischen
Priester, die zum Dienst nach Russland kommen, Visa-Probleme haben.“
Mit
Aufmerksamkeit verfolgen die Katholiken in Russland, wer an die Spitze der orthodoxen
Kirche des Landes rücken wird. Die Wahlen dazu finden in diesen Stunden in der Christus-Erlöser-Kathedrale
am Roten Platz von Moskau statt; mit einem Ergebnis wird nicht vor Dienstag Abend
gerechnet. Es ist die erste Patriarchenwahl seit Ende der Sowjetunion; unter den 711
Delegierten machen die Bischöfe weniger als ein Drittel aus. Die Katholiken erhoffen
sich von einem neuen Patriarchen gute ökumenische Beziehungen.
„Ich kann
dazu vor allem sagen, dass wir immer mehr eine Sorge teilen – dass sich nämlich das
Christentum nicht von der Gesellschaft entfernen darf, sondern sie immer mehr durchdringen
sollte. Die Sorge ist, dass wir im kulturellen und sozialen Raum unbedingt zu einem
gemeinsamen Zeugnis kommen müssen. Da ist die Tatsache, dass sich immer häufiger katholische
und orthodoxe Persönlichkeiten treffen und austauschen, ein wichtiges Faktum.“
Russlands
Orthodoxe stellen die größte orthodoxe Nationalkirche. Unter den drei Kandidaten für
das Amt des Moskauer Patriarchen ist auch der bisherige „Außenminister“ der russisch-orthodoxen
Kirche, Metropolit Kyrill von Smolensk. Er gilt als Favorit der Bischöfe seiner Kirche
und kennt Papst Benedikt persönlich. Der verstorbene Patriarch Alexei II. hingegen
ist nie mit Johannes Paul II. oder dem jetzigen Papst zusammengetroffen.