Der Münchner Kirchenrechtler Pater Stephan Haering geht davon aus, dass „alle Priester“
der lefebvrianischen Bewegung „nach wie vor suspendiert sind“. Das bedeute, dass sie
etwa keine Sakramente spenden dürften. Man könne also noch nicht von einer vollständigen
Versöhnung sprechen. Offen sei auch der künftige Rechtsstatus der Gemeinschaft, erläuterte
der Benediktiner im Gespräch mit der Katholischen Nachrichtenagentur. Vor dieser Festlegung
müssten noch Lehrfragen geklärt werden, vor allem mit Blick auf das letzte Konzil.
Es sei „nicht vorstellbar“, dass Benedikt XVI. die Lefebvre-Anhänger von der Zustimmung
zu einzelnen Punkten entbinde. Sollte die Bruderschaft bei ihrer Ablehnung bleiben,
könnte es erneut zu einer Exkommunikation kommen, sagte Haering. Er vermutet, dass
bei den Maßnahmen des Vatikans auch „Taktik im Spiel“ sei. Durch die Aufhebung der
Exkommunikation hätten die vier Bischöfe keine moralische Legitimation mehr, „weitere
Bischöfe zu weihen und sich somit quasi selbst fortzupflanzen“.