Der Papst reist nach
Afrika: In knapp zwei Monaten bricht Benedikt XVI. auf nach Kamerun und Angola. Die
Afrikavisite ist die einzige bislang offizielle bestätigte Papstreise für dieses Jahr,
und im Papstjahr 2009 steht Afrika bislang im Mittelpunkt. Im Oktober tagt außerdem
die Bischofssynode zu Afrika im Vatikan. Grund genug, eine Serie zu starten: Wir beginnen
mit Kamerun - dem ersten Reiseland Benedikts und vielen Bezügen zu Deutschland. Im
Gespräch mit Birgit Pottler kommen Menschen zu Wort, die in Kamerun wirkten oder wirken:
der Pater, der das Seligsprechungsverfahren für den ersten Bischof vorantreibt, oder
auch ein Pallottinerbruder, der eine Schreinerei-Lehrwerkstatt aufgebaut hat. Sie
hören etwas von den Eindrücken, die Benedikt XVI. in der ehemaligen deutschen Kolonie
noch erwarten. Teil 1: Ein Gespräch mit dem Vorsitzenden der Kommission Weltkirche
der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, nach einer Kamerun-Reise:
Seit
rund 100 Jahren besteht die katholische Kirche in Kamerun, vielfach von Deutschland
aus unterstützt und aus der religiösen Gemeinschaft der Pallottiner heraus gegründet.
Der erste Bischof von Kamerun war Pallotiner, Heinrich Vieter, er liegt der Hauptstadt
Yaoundé begraben und wird heute als Apostel Kameruns verehrt. Anfang 2008 hatten
Mitglieder der deutschen Bischofskonferenz Kamerun besucht. Der Vorsitzende der Kommission
Weltkirche, Erzbischof Ludwig Schick, sagte nach seiner Rückkehr: „Zunächst
einmal ist festzustellen und überall zu sehen, dass die Kirche in Kamerun sehr aktiv
ist und sehr viel wirkt. Sowohl was Evangelisation angeht; es gibt viele Erwachsenentaufen,
das ist ein sehr positives Zeichen. Es gibt sehr viele Gottesdienstbesucher und sehr
viel Mitwirkung auch von Laien in der Kirche. Das wirkt sich auf die sozialen Verhältnisse
aus. Dadurch, dass die Kirche stark ist, kann sie auch im sozialen Bereich etliches
tun. Das heißt, den Armen beistehen, auch im Krankheitswesen, auch was die Aids-Problematik
angeht. Sie kann auch dazu beitragen, dass es Schulen gibt. Bildung ist nach wie vor
das A und O jeder Entwicklung. Da ist die Kirche in Kamerun stark.“ Wie ist
es um die Anerkennung dieses Engagements seitens Politik und staatlicher Organisationen
bestellt? „Die Politik erkennt das an; ist auch zufrieden damit, aber entlastet
sich damit auch sehr stark. Das heißt die Regierung ist selber nicht aktiv genug in
diesen ganzen sozialen Prozessen. Und die Kirche fordert auch immer wieder dazu auf,
dass der Staat seinen Beitrag leisten muss.“ Die Kameruner Bischofskonferenz
bezeichnete einmal die Korruption im Land als „Lebensstil". Öffentliche Kritik
an der Regierung kommt in der Regel überwiegend von Journalisten und Nachrichtenredaktionen.
Die Arbeitslosigkeit in Kamerun wächst und die soziale Ungerechtigkeit nimmt zu. Erzbischof
Schick: „Es ist hinlänglich bekannt, dass die Regierung in Kamerun mit zu den
korruptesten der ganzen Welt gehört und von daher funktioniert das soziale System
von Seiten des Staates her viel zu wenig. Es wird viel zu viel in die eigene Taschen
gewirtschaftet.“ Kann die Kirche in Kamerun, obwohl der Politik ja durchaus
starke Korruptionsvorwürfe gemacht werden denn noch frei arbeiten? „Ja. Sie
bekommt von staatlicher Seite keine Hilfe und keine Unterstützung. Aber der Staat
ist zufrieden mit dem, was die Kirche macht und die Kirche kann wirken. Aber die Mittel
sind nicht groß genug. Wir von Deutschland unterstützen durch Missio, durch Misereor
die Aktivitäten dort, auch viele Partnerschaften, die es gibt. Das ist aber alles
nicht genug. Der Staat muss selber dafür sorgen, dass es ein wirklich funktionierendes
soziales System gibt. Das geschieht nicht, oder zumindest zu wenig.“ Vor dem
Papstbesuch rufen die Bischöfe jetzt zum Gebet aber auch zum karitativen Handeln auf.
Wörtlich heißt es: Es muss konkret gehandelt werden im Hinblick auf Menschen
in Not, damit jeder die eigene Würde wieder erlangt. Wie Papst Benedikt XVI. in der
Enzyklika „Deus caritas est“ vorschlägt, sollen die Caritas-Gruppen der Pfarrgemeinden
und Diözesen die Waisenhäuser, Haftanstalten und Krankenhäuser besuchen. Die „Justitia
et Pax“-Ausschüsse werden sich um friedliche Konfliktlösungen bemühen. „Christusgläubige
in Kamerun“ schreiben die Bischöfe weiter, dürften sich ihres Christseins nicht schämen. Ihr
müsst lernen, das eigene Lebensumfeld mit Worten und Taten zu evangelisieren, Sünden
zu vermeiden und Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden konkret zu leben. Wir beten
und arbeiten für den Frieden in unseren Familien, in unseren Pfarreien, in unseren
Städten und in unserem Land. Der Besuch der deutschen Bischöfe in Kamerun sollte
ein Zeichen der Solidarität sein, doch es ging auch um mehr Zusammenarbeit und das
soziale Engagement. Was ist zu tun? Noch einmal Erzbischof Schick: „Vor allen
Dingen müssen wir die Kirche Kameruns selber so stabilisieren und so aufbauen, dass
sie ihren Dienst selber tun kann. Das war der eigentliche Sinn. Wir haben ein Symposium
veranstaltet, wo es um Evangelisation und soziales Engagement der Kirche ging. Wir
haben unsere Erfahrungen von Deutschland – Aufbau von Caritas-Verbänden, Caritasstrukturen,
kirchlichen Krankenhäusern, Schulen usw.- dargelegt. Das hat die kamerunesische Bischofskonferenz
mit großem Interesse gehört und denkt jetzt darüber nach, wie das in ihren Verhältnissen
umzusetzen ist.“