Papst empfängt Bischöfe aus dem Iran - „Beziehungen ausbauen"
Der Iran ist die Brücke
zwischen dem Nahen Osten und dem südlichen Asien. Das betonte Papst Benedikt XVI.
an diesem Freitag vor Bischöfen aus dem Iran, die sich zu ihren Ad Limina-Besuchen
im Vatikan aufhalten. Ohne explizit auf politische Fragen einzugehen, forderte der
Papst einen Ausbau des Staat-Kirche-Verhältnisses im Iran. Rund 25.000 Katholiken
gibt es laut kirchlichen Statistiken im Iran, Angehörige des chaldäischen, lateinischen
und armenischen Ritus stellen zusammen weniger als 0,04 Prozent der Bevölkerung. Der
Papst bestärkte sie in ihrem Einsatz für die Gesellschaft. Auf Französisch sagte
Benedikt den vier angereisten Erzbischöfen: „Die katholische Kirche hört nicht
auf, Menschen zu ermutigen, denen das Gemeinwohl und der Frieden zwischen den Nationen
am Herzen liegen. Iran seinerseits wird es als Brücke zwischen dem Nahen Osten und
dem südlichen Asien nicht versäumen, diese Berufung zu leben.“ Die Kirche im
Iran sollte Kontakte zwischen den Gläubigen und ihren ausgewanderten Familienangehörigen
fördern. Iranern im Ausland falle es so leichter, ihre Identität zu bewahren. Die
verschiedenen katholischen Gemeinschaften in dem Land stünden für den Reichtum, den
„Einheit in Vielfalt“ schenke. So unterschiedlich der jeweilige Kontext sei - allen
gemeinsam sei die Sorge um ein gutes Staat-Kirche-Verhältnis, um die Gesellschaft
besser zu erreichen. „Sie müssen harmonische Beziehungen mit den öffentlichen
Einrichtungen aufbauen. Mit Gottes Gnade werden die sich Stück für Stück vertiefen
und schließlich erlauben, die kirchliche Sendung besser zu erfüllen - im gegenseitigen
Respekt und zum Wohl aller. Ich ermutige euch, alle denkbaren Initiativen voranzutreiben,
die zu einer besseren gegenseitigen Kenntnis verhelfen. Zwei Wege müssen beschritten
werden: derjenige des kulturellen Dialogs - ein Jahrtausende alter Reichtum des Irans
- und der der Nächstenliebe. … Um aktuelle Probleme zu überwinden, ist die Einrichtung
einer bilateralen Kommission zu prüfen, um die Beziehungen und die gegenseitige Kenntnis
zwischen der Islamischen Republik Iran und der katholischen Kirche zu entwickeln.“
Weitere
politische Einzelheiten nannte der Papst nicht. Bei seiner Neujahrsansprache an das
Diplomatische Corps hatte Benedikt XVI. zuletzt erneut Verhandlungen im Atomstreit
gefordert.
Die Bischöfe aus dem Iran erhoffen sich von ihrem Ad Limina-Besuch
vor allem bessere Beziehungen zur Kurie selbst. Die einzelnen Dikasterien sollten
über die Situation der Christen vor Ort besser informiert sein, sagte der chaldäische
Erzbischof von Teheran, Ramzi Garmou, gegenüber Radio Vatikan. Er lobte gleichzeitig
eine „lebendige christliche Religiosität“ in seinem Land. Bischof Garmou: „Die
Kirche hat es derzeit in allen Ländern schwer. Für Menschen, die ihren Glauben leben
und bezeugen wollen, ist das normal. Doch laut Verfassung der Islamischen Republik
Iran sind die Christen offiziell als religiöse Minderheit anerkannt. Wir haben Kultusfreiheit
und können in unseren Kirchen Glaubensunterricht erteilen…. Aber Minderheit sein bedeutet
nicht, keine Bedeutung zu haben. Auch eine Minderheit kann wachsen und Wurzeln im
Land schlagen. Uns charakterisiert vielmehr die Tatsache, dass unsere Bevölkerung
auswandert: Die Emigration hält seit rund 30 Jahren an und geht weiter. Nur Gott weiß,
was die Zukunft der Kirche in diesem Land bringt.“ Der Dialog mit den anderen
Kirchen im Land gehe nur schleppend voran. Ökumenische Kontakte müssten intensiviert
werden, fordert Garmou: „Wir beschränken uns derzeit auf das Gebetstreffen für
die Einheit der Christen einmal im Jahr. Aus meiner Sicht reicht das nicht.“