Die Christen wollen im Heiligen Land präsent bleiben. Das betont der Nuntius in der
Region, Erzbischof Antonio Franco. Auch deshalb verhandelten die Diplomaten des Vatikans
und Israels seit langem um Einkommensverhältnisse und Steuerrecht. Franco gegenüber
Radio Vatikan: „Wir versuchen, die Positionen zu klären und auch die Logik des
Staates Israel zu verstehen. Aber wir erklären auch, warum die Kirche bestimmte Dinge
fordert. Wir haben sehr hart gearbeitet und jetzt ja auch einen genauen Ablauf der
Verhandlungen festgelegt, damit das Abkommen zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl
geschlossen werden kann. Der Staat Israel hat bereits gewarnt, dass die Verhandlungen
nicht endlos fortgesetzt werden können; ein Abschluss muss erreicht werden.“ Der
Konflikt im Gaza-Streifen habe zunächst keine direkten Konsequenzen für die Verhandlungen
zwischen Israel und dem Heiligem Stuhl, meint der Nuntius. „Ich würde nicht
sagen, dass der Konflikt das Verhältnis verkompliziert hat. Aber es gibt praktische
Schwierigkeiten, die wir nachvollziehen können. Die Verhandlungen können also unter
den Auswirkungen dieses Konflikts leiden. Und die Lösung dieses akuten Problems fordert
natürlich die ganze Aufmerksamkeit der Regierung.“ Zu dem Vorwurf, dem die
katholische Kirche in der Region sich mitunter konfrontiert sieht, sich einseitig
auf die Seite der Palästinenser zu stellen, meint der Diplomat: „Es ist klar,
dass die Kirche jede Form von Gewalt verurteilt. Gewalt ist nie zu rechtfertigen.
Es gibt verschiedene Formen, verschiedene Beweggründe und Reaktionen in die eine oder
andere Richtung. Aber der Heilige Stuhl vertritt die klare Position: Wir kommen nicht
darum hin, wir haben keine andere Wahl als dazu aufzurufen, sich verstärkt für Lösungen
einzusetzen, die der Gewalt ein Ende setzen und die Verhandlungen in Gang bringen.“ (rv
14.01.2009 bp)