Vatikanischer Chefdiplomat zur Papstrede am 8. Januar 2009
Wer wissen will, was
Benedikt XVI. über das aktuelle Weltgeschehen denkt und was der Heilige Stuhl politisch
will, der muss sich an die Papstansprache an das Diplomatische Korps halten. Die diesjährige
Rede am 8. Januar hat ein breites Echo gefunden, u.a. seine eindringlichen Friedensappelle.
Dazu haben wir mit Pietro Parolin gesprochen. Er ist Untersekretär der Zweiten Sektion
des Staatssekretariats und damit in der Leitungsspitze des „vatikanischen Außenministeriums“.
Er betont, dass die Appelle des Papstes durchaus konkret gemeint sind.
„Der
Papst hat erneut zum Frieden aufgerufen, weil Frieden und Entwicklung zu allen Zeiten
und überall wesentliche Werte darstellen für die Menschen. Trotz aller Bemühungen
bleibt der so dringend ersehnte Frieden noch weit entfernt. Und wenn es keinen Frieden
gibt, ist auch die Sicherheit in Gefahr. Sicherheit bedeutet allerdings nicht nur
das Schweigen der Waffen, sondern auch die Respektierung der Würde des Menschen und
seiner grundlegenden Rechte und Freiheiten. Und wie es schon Paul VI. in seiner Enzyklika
„Populorum progressio ausgedrückt hat, den der Papst in seiner Rede zitiert: Heute
ist ‚Entwicklung’ mehr denn je ein neuer Name für den Frieden.“ Auch zur Hungerkrise
hatte sich Benedikt XVI. geäußert. Dazu sagt der Vatikandiplomat:
„Ich denke,
die Regierungen haben ausreichende Instrumente in der Hand, um den Hunger zu bekämpfen
und die landwirtschaftliche Entwicklung zu fördern – auch wenn mir klar ist, dass
der Erfolg nicht allein vom Engagement der Regierungen abhängt. Ich vertraue darauf,
dass die zugleich realistischen wie auch mutigen Worte des Papstes zu den ökonomischen
Problemen, die den Menschen zu schaffen machen, denjenigen Mut macht, denen der Friede
am Herzen liegt, so dass diese sich mit neuem Schwung für ihre ärmsten Brüder in Not
einsetzen.“ Die einzige offiziell bestätigte Apostolische Reise im kommenden
Jahr ist die nach Afrika. Benedikts Worte dazu seien sehr persönlich gewesen, so Parolin.
Es sei deutlich geworden, dass ihm dieser Besuch ein echtes Anliegen ist.
„Ich
erwarte daher eine Reise, in der Benedikt XVI. als Nachfolger des Heiligen Petrus
seine Brüder im Glauben bestärken und sie dazu ermutigen wird, das Evangelium anzunehmen,
es in ihr Leben zu übersetzen und es auf glaubwürdige Weise zu leben. ... Das bedeutet
für Afrika, dass wir gegen die moralische und materielle Armut kämpfen müssen, es
bedeutet, dass wir die Flüchtlinge und Obdachlosen schützen müssen, es bedeutet, dass
wir alles unternehmen müssen, um die laufenden Konflikte zu lösen und den Ungerechtigkeiten
in ihrem Gefolge ein Ende zu setzen.“ (rv 11.01.2009 mc)