Mission kann man auch
ganz wörtlich verstehen. Das glauben jedenfalls die Mitglieder des „Neokatechumenalen
Weges“. Am Samstag Nachmittag empfängt Papst Benedikt XVI. in der Petersbasilika 25.000
Mitglieder dieser neuen geistlichen Bewegung, die vor genau 40 Jahren gegründet wurde.
Dabei werden auch 14 „Missionen ad gentes“ vom Papst ausgesandt. Insgesamt 200 Familien
ziehen mit Kind und Kegel in fremde Länder, um durch ihr Zeugnis in entchristlichen
Gegenden Menschen für den Glauben zu begeistern. Kiko Arguello ist der Gründer
der Bewegung. Er erklärt im Gespräch mit uns das Anliegen des Neokatechumenats:
„Das
wichtigste ist die christliche Initation, die in den Pfarreien stattfindet. Diese
Einführung in den chrtistlichen Glauben ist ein Weg, um Kirchenferne wieder zurückzuühren.
Wir glauben, dass es angesichts der Säkularisierung und der Globalisierung wichtig
ist, den Christen in den Pfarreien zu helfen, damit sie eine erwachsenen Glauben gewinnen
können. Das ist m.E. wichtig für die Kirche.“ Schon vor zwei Jahren
hatte Papst Benedikt XVI. sieben „Missiones“ entsandt. Zwei von ihnen waren nach Chemnitz,
der früheren Karl-Marx-Stadt, aufgebrochen.
„Auch nach dem Fall der Mauer
ist doch die Wahrheit die: In der Stadt gibt es heute keine Arbeit, alles bricht zusammen.
Das Schlimmste ist aber, dass 70 Jahre Kommunismus den Glauben zerstört haben: In
fast allen protestantischen Pfarreien ist faktisch keiner mehr, und auch nicht in
den katholischen. Weil in dieser Stadt 98 Prozent der Bevölkerung nicht getauft ist.
Deswegen haben wir damals Chemnitz ausgewählt. Wir haben mit dem katholischen Ortsbischof
gesprochen, und der war sehr dankbar für unsere Hilfe.“ An diesem
Samstag werden drei Familien nach Köln und eine nach Wien entstandt werden. Darüber
hinaus gehen Missionen u.a. nach Indien, Neu Guinea, die holländischen Antillen und
Australien. Insgesamt sind weltweit bereits 700 Familien auf diese Weise missionarisch
tätig.
„Die Menschen und auch die Bischöfe sind diesen Familien unendlich
dankbar; und sie sind immer sehr beeindruckt, dass diese Familien mit allen ihren
Kinder ihr geregelte Leben verlassen, ihr Zuhause, ihr Auto und ihre Arbeit aufgeben
und dass sie in völlig neue Gegenden aufbrechen, oft noch ohne die Sprache richtig
zu kennen. In China beispielsweise haben wir über 50 Familien. Die Bischöfe sagen
uns, ohne diese Familien wäre es unmöglich gewesen zu evangelisieren, denn die Familie
gibt ein echtes Zeugnis von der communio: Als Gemeinschaft von Personen und als Abbil
der Dreifaltigkeit. Das ist schon etwas Enormes!“ Bei der Begegnung
mit Papst Benedikt XVI. wird der Gründer der Gemeinschaft dem Papst die erste Gemeinschaft
aus der römischen Pfarrei „Santi Martiri Canadesi“ vorstellen. Insgesamt ist die Bewegung
in 120 Ländern der Welt präsent mit 20.000 Gemeinschaften in 5.500 Pfarreien. Die
Bewegung fußt auf dem Bestreben, durch geistliche Übungen und Unterweisung in festen
Gruppen über einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren die Erfahrung der Taufe neu zu
vermitteln. Das Neokatechumenat wird in der Regel auf Einladung des Ortsbischofs tätig.
Es unterhält zahlreiche eigene Priesterseminare. 2005 wurden die Mitglieder des Neokatechumenats
vom Vatikan aufgefordert, sich stärker in bestehende Pfarreistrukturen zu integrieren.
Nach einer längeren Erprobungsphase genehmigte Benedikt XVI. im vergangenen Juni die
Statuten der Gemeinschaft. Ihr Name lehnt sich an die Einführung von Taufbewerbern
("Katechumenen") in den christlichen Glauben an. Mehr Infos unter www.neokatechumenat.de (rv
10.01.2009 mc)