Vatikan/Mexiko: Familienkongress will Politiker ansprechen
Die Familie ist für
menschliche und christliche Werte verantwortlich. Das unterstreicht das Motto des
sechsten Weltfamilienkongresses, der vom 13. bis 18. Januar in Mexiko-City stattfindet.
Organisator ist der Päpstliche Familienrat. Dessen Präsident, Kardinal Ennio Antonelli,
erklärt gegenüber Radio Vatikan die Zielsetzung des Treffens, zu dem Christen aus
allen Kontinenten erwartet werden: „Es sind viele Politiker aus der ganzen Welt
eingeladen. Wir wollen uns für eine Kultur, für politische Sensibilität einsetzen,
welche die auf der Ehe gegründete Familie fördert und „schützt, gerade auch im Hinblick
auf Zeugung und Erziehung von Kindern. In vielen Ländern ist der Geburtenrückgang
ein dramatisches Problem, das Thema soll daher ins Zentrum der Aufmerksamkeit aller
gerückt werden.“ Katholischer Weltfamilientag, Weltjugendtag für Erwachsene
könnte die fünftägige Veranstaltung in Mexiko heißen. Sie will auch Impulse für Pastoral
setzen: „Der Kongress will den Seelsorgern und den in der Pastoral Tätigen bewusst
machen, dass sie die Familien dazu anstiften müssen, ihre Entwicklung selbst in die
Hand zu nehmen. Sie sollen sich Verbänden anschließen, die die Rechte der Familie
fördern. Eine familienfreundliche Politik gibt es nur mit starken Verbänden und einem
Netzwerk, das weltweit für die Belange der Familie eintritt.“ Für den Vatikan
reist Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone nach Mexiko. Ärzte hatten wegen der
Höhenlage dem Papst von der Reise abgeraten. Benedikt XVI. betonte indes in einem
Schreiben zur offiziellen Beauftragung Bertones die wichtige Rolle der Eltern für
Kirche und Gesellschaft. „Die Eltern sind die ersten Erzieher ihrer Kinder, und im
Bereich von Bildung und Erziehung spielen sie eine fundamentale Rolle.“ Doch gleichzeitig
stehen Eltern vor großen Schwierigkeiten, betont im Gespräch mit Radio Vatikan die
Präsidentin der Organisation „Wissenschaft und Leben“, Maria Luisa Di Pietro: „Es
braucht eine Politik, die zum einen Familien hilft, die bereits Kinder haben, zum
anderen jenen Menschen, denen es nicht möglich ist, eine Familie zu gründen. Ich denke
da an junge Menschen, die sich ein Familienleben heute kaum noch vorstellen können,
weil sie keinen Beruf haben und sich keine Existenz aufbauen können. Dann brauchen
Kinder in den ersten Lebensjahren die Nähe der Eltern, vor allem der Mutter. Wenn
jemand krank wird, sind Familien oft sich selbst überlassen. Dann kommen Erziehungsprobleme…
Maßnahmen zum Wohl der Familien sind also mit Sicherheit zunächst wirtschaftlicher,
finanzieller Natur. Aber es braucht auch psychologische, erzieherische und besonders
kulturelle Unterstützung.“ Entscheidend für das Treffen in Mexiko ist die Verbindung
von sozialpolitischen und religiösen Zielen. Der letzte Abend der Familienkongresse
wird - wie bei den Weltjugendtagen - traditionelle als Gebetsvigil begangen. Familien
aus den fünf Kontinenten legen dabei Zeugnis für ihren christlichen Glauben und seinen
Sitz in ihrem Leben ab. Kardinal Antonelli: „Die Familie aus Europa berichtet
von Verkündigung in stark säkularisiertem Kontext. Die Familie aus den USA ist ehrenamtlich
sehr engagiert, die aus Lateinamerika ist sehr couragiert und musste, was Arbeit und
Gesundheit angeht, überaus prekäre Situationen meistern. Die Familie aus Afrika wird
über das Teilen in extremer Armut sprechen. Teilen, auch wenn wenig da ist, das steht
für die Kultur des Gebens. Die Familie aus Asien schließlich engagiert sich für den
Dialog, und das unter Diskriminierung und dem derzeitigen Klima der gewalttätigen
Christenverfolgung. So zeigen wir, wie die christliche Familie auf verschiedenen Feldern,
in verschiedenen Situationen, Licht der Welt und Salz der Erde sein kann.“ (rv
05.01.2009 bp)