Es konnte ihn nicht
zu einer schwierigeren Zeit treffen: Der designierte neue Erzbischof von San Salvador,
Jose Luis Escobar Alas, wird am 14. Februar sein neues Amt antreten, nur wenige Wochen
vor den Präsidentschaftswahlen im mittelamerikanischen El Salvador. Die Wahlkampagnen
heizen schon jetzt das soziale Klima auf. Unsere Mitarbeiterin Brigitte Schmitt weiß
mehr:
Der kleine zentralamerikanische Staat mit seinen gerade sieben Millionen
Einwohnern ist doppeltes Opfer der aktuellen Wirtschaftskrise. Zwei Millionen Salvadoreaner,
die im Ausland leben und arbeiten, überweisen nun weniger Geld an ihre Familien und
entziehen dem Land wichtige Devisen. Andererseits kehren auch viele Migranten zurück
und drängen auf den ohnehin engen heimischen Arbeitsmarkt. Es gibt, so scheint es,
keinen Ausweg aus der Armut und der damit verbundenen Kriminalität, die das Land fest
im Griff hält. Davon lässt sich aber der designierte neue Erzbischof von San Salvador,
Jose Luis Escobar Alas, nicht abschrecken. Der erst 49-jährige derzeitige Oberhirte
von San Vicente will „Licht und Hoffnung“ bringen, erklärte er. Der Option für die
Armen räumt er Priorität ein, sagte er letzten Freitag in einem Fernsehinterview:
„Als Diözesanbischof gilt meine oberste Sorge den Armen; dass ihnen Gerechtigkeit
widerfährt; dass sich ihre Lebenssituation verbessert.“
In ersten Reaktionen
nach seiner Ernennung gab sich der Theologieprofessor, der aus einer Familie mit zehn
Kindern stammt, sehr bescheiden. “Ich bin nicht alt genug, ich hab nicht die Erfahrung
und auch nicht die Verdienste”, sagte er nach Medienberichten. Aber er vertraue ganz
auf Gott. Gleichzeitig versicherte er, dass er die Linie des scheidenden Erzbischofs
Fernando Saenz Lacalle fortsetzen werde, der 13 Jahre an der Spitze der Erzdiözese
stand. Die Belange El Salvadors werde er kritisch verfolgen. Allerdings wolle er nicht
in die Fußstapfen des vor 29 Jahren ermordeten Erzbischofs Oscar Romero treten. Jeder
müsse sich den Gegebenheiten seiner Zeit stellen, so Escobar Alas. Überhaupt äußerte
der Bischof den Wunsch, der Sache Oscar Romero nicht soviel Öffentlichkeit zu schenken,
um den Selig- und Heiligsprechungsprozess nicht zu behindern. Auch der Befreiungstheologie
hängt der designierte Erzbischof nicht an:
„Das ist eine Idee, die in ihren
Prinzipien und Schlussfolgerungen gravierend krankt. Deshalb hat der Vatikan die Befreiungstheologie
korrigiert, sanktioniert. Die Befreiungstheologie ist nicht eine Interpretation des
Evangeliums. Sie ist nicht der Geist des Evangeliums, sondern vielmehr eine theologische
Strömung.“
In seinen vier Jahren als Oberhaupt der Kirche in San Vicente,
so sagen die Katholiken dort, hatte er immer ein offenes Ohr für die Belange der Bedürftigen
und der Familien. An der Spitze der Hauptstadtdiözese wird der bisher eher unbekannte
Kirchenmann unweigerlich mehr im – auch politischen - Rampenlicht stehen. Der scheidende
Präsident Antonio Saca zeigte sich sehr zufrieden mit der Wahl in Rom. (rv 05.01.2009
bs)