Kuba feiert seit gestern den 50. Jahrestag seiner Revolution. 50 Jahre, die nicht
ausschließlich Anlass zur Freude gegeben haben: Die Stimmung der Bevölkerung zu diesem
Jubiläum ist eher gedämpft. Die wenigen Freunde aus dem Ausland blieben der Feier
fern.
An den Feierlichkeiten nahm Raúl Castro teil, der die Leitung der Staatsgeschäfte
im Februar dieses Jahres von seinem älteren Bruder Fidel übernommen hatte. Dieser
fehlte bei den öffentlichen Festakten in Havanna und Santiago de Kuba, wo er vor genau
50 Jahren den Sieg der Revolution verkündet hatte. Am Donnerstag hatte er sich lediglich
in einer Zeitung zu Wort gemeldet und betont, dass die Revolution der „Sieg des Volkes“
gewesen sei.
Raúl Castro hingegen setzte im Zuge der Feiern ein politisches
Signal. Er kündigte an, zu direkten Gesprächen mit dem künftigen US-Präsidenten Barack
Obama bereit zu sein. Andererseits fehlte es aber auch nicht an Polemik gegen die
frühere Kolonialmacht USA. Bernd Wulffen war deutscher Botschafter in Havanna; er
erläutert im Gespräch mit dem Kölner Domradio:
„Es hat mich sehr gestört,
dass Raúl Castro jetzt ganz neue Töne anschlägt. Er hatte vorher seine Bereitschaft
erklärt, mit den USA zu sprechen; jetzt greift er sie wieder an. Da sehe ich keine
klare Linie. Trotzdem glaube ich, dass die Kirche hilfreich sein kann. Gerade hinsichtlich
der neuen Regierung der USA, die ja demnächst ihr Amt antreten wird. Es gibt durchaus
Kräfte, die hier eine Versöhnung befürworten. Und da kann die Kirche ansetzen.“ Die
Kirche auf Kuba wünscht sich seit langem eine Kooperation mit den Behörden im sozialen
Bereich, im Schul- und Gesundheitswesen. Seit 50 Jahren obliegen diese Bereiche der
sozialistischen Staatsführung. Das Erzbistum von Havanna hat jüngst in seiner Zeitschrift
den Wunsch nach stabilen Vereinbarungen und die Hoffnung geäußert, katholische Erzieher
könnten künftig Unterricht geben. Man fordere ja gar nicht die Rückgabe der enteigneten
Schulen, so das Kirchenblatt, wenn kirchliche Lehrer wenigstens wieder in die heutigen
Schulen gelassen würden. Wulffen dazu:
„Ich glaube, dass die Kirche eine
sehr vernünftige Linie fährt, die man mit zwei Begriffen umschreiben kann: Dialog
und Versöhnung. Ich glaube, dass das der richtige Weg ist. Ein Weg, um sich auch als
Partner anzubieten. Es war sehr interessant, dass dieses Jahr zu Weihnachten das erste
Mal seit fünfzig Jahren Bischöfe Heilige Messen in Gefängnissen gefeiert haben. Sie
hatten dort auch Zugang zu politischen Gefangenen. Ich glaube, das ist ein Zeichen.
Weiter wird ein Prieserseminar gebaut. Das sind wichtige Zeichen, und für mich ergibt
sich daraus die wichtige Rolle der Kirche als Mittlerin.“ (rv 03.01.2008 vp)