Nahost: Keine Waffenruhe in Sicht; Ban erneuert Appell
Israels Luftwaffe
hat am späten Donnerstagabend eine Moschee im Gazastreifen bombardiert. Augenzeugen
zufolge wurde die Moschee der Märtyrer in Dschabalja völlig zerstört. Aus israelischen
Sicherheitskreisen verlautete, das Gotteshaus sei von den Islamisten der Hamas als
Befehlsstand und Treffpunkt genutzt worden. Eine große Zahl von Folgeexplosionen deutete
darauf hin, dass in dem Gebäude Raketen und andere Waffen gelagert gewesen seien.
In der Moschee hatte unter anderem der hochrangige Hamas- Politiker Nisar Rajan gepredigt.
Der Befürworter von Selbstmordanschlägen gegen Israel war kurz zuvor bei einem Luftangriff
auf sein Haus getötet worden. Mit ihm starben nach Angaben palästinensischer Ärzte
zwei seiner vier Ehefrauen und sieben seiner Kinder. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon
hat wiederholt gefordert, die Spirale der Gewalt zu beenden. Vor dem Weltsicherheitsrat
sagte Ban: „Lassen Sie es mich deutlich sagen: Ich verurteile eindeutig und
auf die schärfste Art und Weise die anhaltenden Attacken durch die Hamas und andere
palästinensische Militärs. Aber ich verurteile auch den exzessiven Gewalteinsatz durch
Israel. Alle Parteien müssen internationales Recht einhalten. Leidtragende dieser
Eskalation ist die Zivilbevölkerung, und es braucht ein rasches und entschiedenes
Eingreifen der internationalen Gemeinschaft, um diesem Leiden ein Ende zu setzen.“ Die
Hamas rief unterdessen zu Massenprotesten nach dem traditionellen Freitagsgebet auf.
Alle Palästinenser sollten an einem „Tag des Zorns“ gegen die israelischen Luftangriffe
auf den Gazastreifen und die israelische Besatzung demonstrieren, heißt es in einer
Erklärung der Organisation vom diesem Freitag. Zuvor hatte die Hamas-Führung bereits
ihren militärischen Flügel dazu aufgefordert, die Tötung des ranghohen Hamas-Führers
Nisar Rian zu vergelten. Israelische Ziele sollten überall angegriffen werden. Der
Weltsicherheitsrat hatte bereits am vergangenen Sonntag sowohl Israel als auch die
Palästinenser in einer Erklärung zum Gewaltverzicht aufgerufen. Beide Seiten lehnten
eine bedingungslose Waffenruhe ab. Ban Ki-moon: „Ich bin zutiefst in Sorge,
dass der Appell des Weltsicherheitsrats zu einem Waffenstillstand unerhört geblieben
ist. Noch einmal erneuere ich den Ruf der Welt nach einer sofortigen Feuerpause, die
von allen Beteiligten respektiert wird. Das muss möglich sein. Die Kriegsparteien
müssen von der Front abrücken. Diese Gewalt muss ein Ende haben.“ In einer
Dringlichkeitssitzung in der Neujahrsnacht konnte sich der Sicherheitsrat zunächst
nicht auf eine Resolution zum Konflikt im Gazastreifen einigen. Eine Abstimmung wird
frühestens Montag erwartet. (rv/radio.un/ap 02.01.2009 bp)