2008-12-28 11:21:02

WOCHENKOMMENTAR von Franz Küberl


Noch freuen wir uns über Weihnachten. Über Begegnung in der Familie, Kirchgang. Freie Tage. Aber wir brauchen auch den nüchternen Blick auf das nächste Jahr.
Zunächst sind es die Folgen der Finanzkrise, die aus den USA über den Atlantischen Ozean schwappte. Sie richtet nun auch hierzulande schwere Schäden an, einem Tsunami vergleichbar. Schon vorher haben die Teuerungen bei Lebensmitteln und Energie auf der ganzen Welt - auch in Europa - Menschen in Hunger und Armut gestürzt.
Entstanden ist die Finanzkrise durch Verantwortungslosigkeit und Gier. So mancher Bankenchef oder Anlageberater residierte in einer vornehmen Räuberhöhle, beseelt von ungeheurer Menschenverachtung. Unbehelligt von staatlichen Kontrollinstanzen. Mit harten Folgen für das Wirtschaftsleben und den Arbeitsmarkt. Denn eines hat das jüngste Desaster gezeigt: Die Manager, die an ihren eigenen Ästen sägen, fallen weich, denn sie fallen auf benachteiligte Menschen. Die Benachteiligten aber müssen die Folgen tragen. Die jüngsten Straßenschlachten in Griechenland zeigen, wohin die Verzweiflung führen kann. Daher braucht die Wirtschaft ein neues, besseres Regelwerk, um ihre Dienstfunktion besser erfüllen zu können.
Gott sei Dank betont Papst Benedikt XVI. in seiner Rede zum Weltfriedenstag 2008: „Die Menschheitsfamilie… braucht außer einem Fundament an gemeinsam anerkannten Werten eine Wirtschaft, die wirklich den Erfordernissen eines Allgemeinwohls in weltweiten Dimensionen gerecht wird…. Zugleich muss man sich um eine kluge Nutzung der Ressourcen und um eine gerechte Verteilung der Güter bemühen.“ So der Papst.
Ein Schritt, um den Weg aus der Krise zu ebnen, ist ein Solidarpakt der Gesellschaft für die Bedürftigen. Z.B. durch eine bedarfsorientierte Mindestsicherung, wie sie von der Politik in Österreich schon einige Zeit versprochen wird. Finanzielle Unterstützung der Menschen mit geringem Einkommen bewahrt vor dem Abrutschen in die Armut und damit vor Angst und Perspektivenlosigkeit.

Eine zweite große Herausforderung sind die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels Die negativen Folgen .etwa in der landwirtschaftlichen Produktion und Ernährungssicherheit bedeuten, dass in Zukunft weitere 600 Millionen Menschen vom Hunger bedroht sein werden, zusätzlich zu der Milliarde Menschen, die jetzt schon nicht genug zu essen haben. Der Klimawandel lässt Zahl und Wirkung der weltweiten Katastrophen drastisch steigen. Im Vorjahr gab es weltweit 414 Naturkatastrophen. Das ist doppelt so viel wie vor 20 Jahren. Die Menschen haben besonders mit Hochwasser, Wirbelstürmen und Dürren verstärkt zu kämpfen. Katastrophenvorsorge ist das Um und Auf. Sie muss in den nächsten Jahren viel stärker beachtet werden als bisher. Übrigens. Programme zur Katastrophenvorsorge laufen in vielen Caritasorganisationen weltweit. Aber es braucht auf internationaler Ebene ebenso einen Solidarpakt für die Ärmsten. Durch die Erhöhung der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit auf wenigstens 0,7 Prozent des jeweiligen Bruttonationaleinkommens. Damit die Menschheit aus dem Elend kommen kann.   Eine dritte Herausforderung besteht im Zurückdrängen der Gewalt. Krisenherde wie in Darfour, in der Demokratischen Republik Kongo, im früher so blühenden Zimbabwe, im Nahen Osten sind offene Wunden der Weltgemeinschaft. Zurecht fordert der Papst in seiner Rede zum Weltfriedenstag die Umsetzung eines einfachen, wie wirksamen „Friedensrezept“ für die Staatenfamilie: „ Eine Familie lebt im Frieden, wenn alle ihre Glieder sich einer gemeinsamen Richtlinie unterwerfen: Diese muss dem egoistischen Individualismus wehren und die Einzelnen zusammenhalten, indem sie ihre harmonische Koexistenz und ihren zielgerichteten Fleiß fördert.“ Dieses in sich schlüssige Prinzip gilt auch für die größeren Gemeinschaften, von den lokalen über die nationalen bis hin zur internationalen Gemeinschaft. Das beinhaltet auch eine Migrationspolitik, die die Fähigkeiten des jeweils „anderen“ wahrnimmt und schätzt und den Menschen ein Leben mit Perspektiven ermöglicht: Sei es in der ursprünglichen oder einer neuen Heimat.
An Weihnachten beten wir in besonderer Weise zu Gott, der in einer Krippe liegt. Wehrlos. Arm. Verlassen. Aber auch die Bergpredigt ist in der Krippe. Und es wird wenige Jahre danach der erwachsene Jesus der Christus sein, der zu radikaler Abkehr von Unmenschlichkeit aufruft, dem alle Menschen gleich viel wert sind. Der den Mammon verdammt. Wir sind sein Bodenpersonal. Wir beginnen am Christtag mit der Arbeit, damit sein Reich kommen kann. Ich wünsche Ihnen ein gelingendes Jahr 2009!
 Franz Küberl







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