2008-12-18 15:03:29

Vatikan/Österreich: Sigrid Müller zu "Dignitas Personae"


RealAudioMP3 Das neue Bioethik-Dokument der Glaubenskongregation nimmt das ganze Leben in den Blick und bettet die strittigen Fragen der Biomedizin vorbildlich in theologische Lehraussagen ein. Das meint die Wiener Moraltheologin Sigrid Müller, die wir um eine Einschätzung von „Dignitas personae“ gebeten haben.


„Neu ist in dieser Instruktion meiner Ansicht nach, dass es explizit einen Dialog mit den Fachwissenschaften gibt. Das merkt man an der Sprache, die übernommen wird, und auch an den Hinweisen, die gegeben werden. Es werden auch einige Details für das praktische Leben gegeben. Und was mir weiter sehr gut gefällt, ist die theologische Einbettung der normativen Aussagen, die getroffen werden. Es wird erklärt, wie die getroffenen Entscheidungen mit dem Menschenbild aus dem Glauben heraus zusammenhängen. Ein weiterer Aspekt ist die universale Einbettung der Frage. Das Leben wird nicht nur auf den Anfang hin konzentriert betrachtet, sondern insgesamt. Das vom Hunger, von Krankheit oder von Krieg und Rassismus bedrohte Leben. Die konkreten Fragen werden also vor dem Hintergrund eines globalen Bildes vom Leben besprochen.“

U.a. in der Frage der künstlichen Befruchtung kritisiert das Dokument staatliche Gesundheitsbehörden, die in keinem anderen Bereich der Medizin eine „Therapie“ mit einer so hohen Rate an tödlichen Ausgängen zulassen würden. Dennoch kann man sagen, dass „Dignitas Personae“ - auf einer anderen Ebene - den demokratischen Rechtsstaat verteidigt, so Sigrid Müller.


„Zum Einen legt es sehr großen Wert auf die Grundlagen eines demokratischen Rechtsstaates, nämlich auf die Würde jedes einzelnen Menschen, ungeachtet der Person und ungeachtet der jeweiligen Fähigkeiten. Hier setzt sich das Dokument für das gleiche Menschenrecht aller Menschen ein und ist damit schon sehr nah an den grundlegenden Dingen eines demokratischen Rechtsstaates. Das Anliegen, die Mobilisierung des Gewissens zu Gunsten des Lebens, betrifft immer alle Menschen, die in einem Staat zusammen leben und trachtet nach den Lebensmöglichkeiten aller Menschen. Ein zweiter Gesichtspunkt ist, dass das Dokument sich als Beitrag zur Gewissensbildung versteht. Es richtet sich an die Gläubigen, aber auch an alle wahrheitssuchenden Menschen. Daran erkennt man, dass vorausgesetzt wird, dass es immer auch Menschen gibt, die andere Haltungen haben. Das ist eine Grundlage für einen demokratischen Staat, dass man die eigene Meinung zur Sprache bringt und gleichzeitig anerkennt, dass es Menschen mit anderen Meinungen geben kann.“
(rv 18.12.2008 gs)








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