2008-12-17 13:07:17

Vatikan: "Kirche hat nicht zu Rassengesetzen geschwiegen"


RealAudioMP3 Gianfranco Fini, Präsident der italienischen Abgeordnetenkammer, klagt die Kirche an: Sie habe sich 1938 nicht deutlich genug gegen die faschistischen Rassengesetze zur Wehr gesetzt. Das sagte Fini am Dienstag bei einer Konf erenz zum 70. Jahrestag der unter Benito Mussolini erlassenen Gesetze. Er bemängelte vor allem die damalige Reaktion der italienischen Öffentlichkeit. Fini bezeichnete sich selbst bis vor wenigen Jahren als „neofaschistischen Politiker“.
Widerspruch ließ nicht lange auf sich warten. So betont der italienische Historiker und Gründer der katholischen Basisgemeinde Sant´Egidio, Andrea Riccardi, dass Fini zwar ein wichtiges Thema angesprochen habe. Doch dessen Kritik sei historisch unzutreffend.

„Die katholische Kirche von 1938 und 1943 ist nicht die heutige Kirche. Die Menschen ändern sich. Mir scheint, dass die Kirche als Sündenbock für alle Fehler der Menschheitsgeschichte herhalten soll. Das liegt wohl daran, weil die Kirche in Italien die einzige Institution ist, die bis heute übrig geblieben ist. Alle anderen Einrichtungen, die es in den dreißiger Jahren gab, sind mittlerweile verschwunden.“

Europa und insbesondere Italien durchlebe gerade eine schwierige Phase.

„Gerade in Italien gibt es zurzeit einen wachsenden Antisemitismus und vor allem einen Rassismus gegenüber Zigeunern. Daher ist es wichtig, dass wir alle den Einsatz gegen den Faschismus als wichtiges Fundament unseres Landes, ja sogar des gesamten Kontinents, betrachten. Die katholische Kirche ist heute und war auch in den dreißiger Jahren gegen den Faschismus. Pius XII. hat sich ganz klar gegen den Antisemitismus gewandt und dazu eine Schrift herausgegeben. Wenn jemand geschwiegen hat, dann waren es die Einwohner Italiens.“

Der damalige Papst Pius XI. hatte sich immer wieder mit dem italienischen Faschismus und seiner Ideologie auseinandergesetzt. Pius XI. nannte den Faschismus „eine heidnische Kultur“. Als Reaktion auf die Rassengesetze von 1938 wies er über seinen Kardinalstaatsekretär Eugenio Pacelli – den späteren Pius XII. – Klöster und Pfarreien an, verfolgte Juden zu verstecken.

(rv/kna 17.12.2008 mg)








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