Vor 40 Jahren: Ratzinger zum „byzantinischen Stil der Papstliturgie“
„Eine Weltzuwendung
der Kirche, die eine Abwendung vom Kreuz darstellen würde, könnte nicht zu einer Erneuerung
der Kirche, sondern nur zu ihrem Ende führen.“
Dieses harte Urteil fällt
der junge Professor Joseph Ratzinger im Jahre 1968 bei einem Vortrag auf dem Katholikentag
in Bamberg. In einem Rede zum Thema „Katholizismus nach dem Konzil“ analysiert Ratzinger
scharfsinnig die Erwartungen mancher Gläubiger, die sich vom Konzil im Sinne einer
„Hinwendung zur Welt“ eine radikale Veränderung der Kirche wünschten.
„Wer
von solchem Wollen erfüllt war, dem musste es freilich ärgerlich sein, dass die päpstlichen
Rundschreiben noch immer im Kurialstil, in der Sprachgestalt der Spätantike, abgefasst
wurden; dass die päpstliche Liturgie den Stil des byzantinischen Hofes, den Stil des
Mittelalter und Barock repräsentierten und eine prunkvolle Schau des Vergangenen,
ein lebendiges Museum der Kultur und Kultgeschichte darstellten, aber nicht den Gottesdienst
des heutigen Menschen.“
Dahinter sah Ratzinger vor allem
einen theologischen Gegensatz.
„Man wird freilich sagen müssen, dass auf
dem Konzil dieses Auseinandersetzung nicht bis zur eigentlichen Tiefe der Fragestellung
vorangetrieben worden ist, hauptsächlich weil die theologischen Gegensätze, um die
es hier geht, fast vollständig überdeckt waren von dem theologisch vordergründigen,
aber praktisch höchst wirksamen Gegensatz zwischen kurialer Tradition und modernen
Theologie, der die inneren Fragen und Fraglichkeiten der letzteren selbst kaum zum
Zuge kommen ließ.
Hören Sie mehr vom jungen Ratzinger
aus unserem Archiv im dritten Teil unserer Radioakademie.