Katholische und orthodoxe
Christen planen eine Offensive für Ehe und Familie. Das ist das Ergebnis des ersten
katholisch-orthodoxen Forums. Es ging am Sonntag in Trient zu Ende. Mit leichtem Sarkasmus
stellt die Schlusserklärung fest, die Familie sei „keineswegs ein von Gott geschaffenes
Gefängnis“. Vielmehr sei sie als „Inkarnation der selbstlosen Liebe“ gedacht, wo sich
lernen lasse, „dass Gott Gemeinschaft und Liebe ist“. Tadeusz Kondrusiewicz hat lange
als Bischof in der russischen Hauptstadt Moskau gearbeitet und ist jetzt Erzbischof
im weißrussischen Minsk. Er meint zu dem Treffen in der Stadt der Gegenreformation:
„Diese
Konferenz war eine Premiere, ein ökumenischer Schritt nach vorne... der Anfang von
etwas. Wir sollten uns immer wieder daran erinnern, dass wir dieselben christlichen
Wurzeln haben und auch dieselbe Lehre über die Familie. Auf dem Forum haben wir festgestellt,
dass unsere Haltung zum Thema Familie so gut wie identisch ist. Warum also nicht gemeinsame
Programme für Familienpastoral entwerfen? Es gibt zum Beispiel in der früheren Sowjetunion
viele so genannte „Misch-Familien“. Da bräuchten wir doch ein pastorales Programm,
um diese Paare speziell auf die Ehe vorzubereiten. Außerdem denke ich an die Ausbildung
unserer Priester für die Familienseelsorge. Und an Absprachen unter den katholischen
bzw. orthodoxen Pfarreien und Bistümern...“
Wie sind katholische und orthodoxe
Kirchenführer eigentlich gerade auf das Thema Familie verfallen? Weil da am wenigsten
Streit zu erwarten ist? Nein – es ist einfach ein sehr wichtiges Thema, meint Kondrusiewicz.
„Ich
erinnere mich noch sehr gut, als ich klein war und in der Sowjetunion lebte: Da gab
es keine Bibel, es gab keinerlei religiöse Literatur, es gab noch nicht einmal Priester
oder sowas. Aber wir kannten die Heilsgeschichte trotzdem – weil unsere Eltern uns
immer wieder davon erzählten. Ich will damit sagen: Keiner kann die Familie ersetzen,
wenn es um eine christliche Erziehung geht.“