Der Vorsitzende der
Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hofft angesichts der Finanzkrise
auf einen wirklichen Wandel in der Politik. Wichtig sei nicht nur, dass die Wirtschaft
floriere - auch die soziale Seite müsse stets im Blick sein, sagte Zollitsch im Deutschlandradio
Kultur. Die Krise sei so groß, dass nun etwas Neues in die Politik komme: „Ich muss
immer den anderen Menschen mit sehen, wenn ich etwas produziere, wenn ich Geld habe",
forderte er. „Und ich muss immer wieder wissen, wem denn das Ganze dienen soll: Es
soll den Menschen dienen."
Man habe nun festgestellt, dass offensichtlich auch
im Geschäft mit den Banken Glaube und Vertrauen wichtig seien, sagte Zollitsch: „Denn
wenn eine Bank der anderen nichts mehr ausleiht, dann fehlt tatsächlich das Vertrauen
in sie." Auch habe die Gesellschaft entdecken müssen, dass die Gier fast alle erwischt
habe: „Wir waren doch alle in Versuchung zu überlegen, wie kann ich möglichst viel
Geld machen. Und es ist schon interessant, wie viele meinten, man könne 15 oder 25
Prozent Rendite haben, ohne zu fragen, ja wer denn das erwirtschaften soll, wer das
bezahlen soll, wo das herkommen soll."
Das, was im Augenblick an Neubesinnung
geschehe, führe hoffentlich auch zu einem wirklichen Wandel auf Weltebene, sagte der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Diese Nachdenklichkeit, die er gerade
in Europa erlebe, wünsche er sich auch in den USA und Schwellenländern wie Indien
und China. Politik sei immer die Kunst des Möglichen, aber es gebe auch Ziele, die
über den Alltag hinausgingen, so Zollitsch. Daran zu erinnern, sei Aufgabe der Kirchen:
„Deswegen sind wir auch immer ein Stück weit das Gewissen dieser Welt."
Zollitsch
äußerte sich auch zur aktuellen Debatte um Sterbehilfe. Hier müssten die Kirchen ihre
ablehnende Position unmissverständlich vertreten und auf die Grenze hinweisen, sagte
der Erzbischof von Freiburg. Gleichzeitig aber müsse man auch auf die positiven Möglichkeiten
der Palliativmedizin hinweisen. Es sei viel wichtiger, dass ein Mensch an der Hand
eines anderen Menschen sterbe, statt durch die Hand eines anderen Menschen. „Wir dürfen
uns eben nicht zum Herrn über Leben und Tod machen." (pm 13.12.2008 sk)