Kardinal Avery Dulles ist tot. Der Jesuit, der als einer der großen Theologen des
20. Jahrhunderts galt, starb im Alter von neunzig Jahren in New York. Das hat die
dortige Jesuitenprovinz jetzt bekannt gegeben.
Dulles war ein Sohn des früheren
US-Außenministers John Foster Dulles – und der Neffe eines CIA-Direktors. Als Protestant
geboren, entwickelte er sich zunächst zum Agnostiker, bekehrte sich aber während seiner
Studien in Harvard 1940 zum katholischen Glauben. Eine amerikanische Karriere, wenn
man so will: Zwar nicht vom Tellerwäscher zum Millionär, aber doch aus dem Umfeld
des „State Department“, das heißt, des US-Außenministeriums, in den Kreis der Kardinäle
- den eine US-Nachrichtenagentur einmal den „exklusivsten Männerclub der Welt“ nannte.
1956 trat er in den Jesuitenorden ein. Eine reiche akademische Karriere begann: Dulles
schrieb 23 Bücher und unzählige Aufsätze, leitete nacheinander das „Woodstock College“
und die Katholische Universtität von Amerika. Seine Veröffentlichungen sind von einem
starken ökumenischen Interesse geprägt - nicht erstaunlich, wenn man bedenkt, dass
einer seiner Onkel ein berühmter protestantischer Theologe war. Als Papst Johannes
Paul II. ihn 2001 zum Kardinal machte, bekam damit erstmals ein amerikanischer Nicht-Bischof
den Purpur. Mit dem Tod von Avery Dulles gibt es jetzt sechzehn US-Kardinäle; von
ihnen sind 13 papstwahlberechtigt. Das Kardinalskollegium besteht jetzt insgesamt
aus 190 Personen; 116 von ihnen hätten das Recht, an einem Konklave teilzunehmen.
In
einem Beileidstelegramm nennt Papst Benedikt den Verstorbenen einen „überzeugenden
Zeugen“ des Zusammengehörens von Wissenschaft und Glauben. Dulles sei von „unerschütterlicher
Liebe zu Gott“ beseelt gewesen und habe sich durch ein „klares Urteil“ ausgezeichnet.