Benedikt XVI. fordert
zum entschlossenen Kampf gegen die Armut auf. Das sei eine Voraussetzung, um den Weltfrieden
zu garantieren, schreibt er in einer großen Friedensbotschaft. Sie gilt dem Weltfriedenstag
vom kommenden 1. Januar, der unter dem Motto steht: ,,Die Armut bekämpfen, den Frieden
schaffen”. Der Papst ruft die Christen in aller Welt dazu auf, ihren Lebensstil zu
ändern, der Gier abzusagen und ungerechte Strukturen zu bekämpfen. Mit Verve beklagt
er die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich auf der Welt. Die Finanzkrise dürfe
die Hilfe für die Ärmsten nicht bremsen, warnt Benedikt.
Die Papst-Botschaft
wurde am Donnerstag von Vatikan-Kardinal Renato Raffaele Martino vorgestellt. Hier
sind einige Kernsätze aus dem Dokument:
„Viele Menschen, ja ganze Völkerschaften
leben heute in äußerster Armut. Der Unterschied zwischen Reichen und Armen ist auch
in den wirtschaftlich hochentwickelten Nationen augenfälliger geworden. Es handelt
sich um ein Problem, das sich dem Gewissen der Menschheit aufdrängt...
Häufig
wird die Armut mit der demographischen Entwicklung gleichsam als deren Ursache in
Verbindung gebracht. Infolgedessen laufen Kampagnen zur Geburtenreduzierung, die auf
internationaler Ebene auch mit Methoden durchgeführt werden, die ... oft nicht einmal
das Recht auf Leben achten. Die Vernichtung von Millionen ungeborener Kinder im Namen
der Armutsbekämpfung ist in Wirklichkeit eine Eliminierung der Ärmsten unter den Menschen...
(Eigentlich wären) die Ressourcen zur Lösung des Problems der Armut selbst bei einem
Anwachsen der Bevölkerung vorhanden... (Der Aufstieg der Schwellenländer) bestätigt,
daß die Bevölkerung ein Reichtum und nicht ein Armutsfaktor ist...
(Es ist)
schwierig, AIDS, eine dramatische Ursache der Armut, zu bekämpfen, wenn man sich nicht
der moralischen Problematik stellt, mit der die Verbreitung des Virus verbunden ist...
Fast die Hälfte derer, die in absoluter Armut leben, sind heute Kinder. Wenn
man sich bei der Betrachtung der Armut auf die Seite der Kinder stellt, sieht man
sich veranlaßt, jene Ziele als vorrangig anzusehen, die diese am unmittelbarsten angehen,
wie zum Beispiel ... den Einsatz zum Schutz der Familie und der Beständigkeit der
innerfamiliären Beziehungen. Wenn die Familie schwächer wird, tragen unvermeidlich
die Kinder den Schaden davon. Wo die Würde der Frau und der Mutter nicht geschützt
wird, bekommen das wiederum in erster Linie die Kinder zu spüren...
Die augenblickliche
Nahrungsmittelkrise ... ist weniger durch einen Mangel an Nahrungsmitteln gekennzeichnet
als vielmehr durch Schwierigkeiten des Zugangs zu ihnen und durch Spekulationen...
Einer
der besten Wege zur Schaffung des Friedens ist eine Globalisierung, die auf die Interessen
der großen Menschheitsfamilie ausgerichtet ist... Ein ,,gemeinsamer Ethikkodex” ist
notwendig... Die Bekämpfung der Armut erfordert eine Zusammenarbeit sowohl auf wirtschaftlicher
als auch auf juristischer Ebene, die der internationalen Gemeinschaft und im besonderen
den armen Ländern ermöglicht, aufeinander abgestimmte Lösungen zu finden... Sie verlangt
außerdem Impulse zur Bildung von leistungsfähigen, auf Mitverantwortung beruhenden
Institutionen...
In der jetzigen globalisierten Welt wird immer offensichtlicher,
daß der Friede nur hergestellt werden kann, wenn man allen die Möglichkeit eines vernünftigen
Wachstums sichert: Die Verzerrungen ungerechter Systeme präsentieren nämlich früher
oder später allen die Rechnung. Es kann also nur die Torheit dazu verführen, ein vergoldetes
Haus zu bauen, wenn ringsum Wüste oder Verfall herrscht.“