2008-12-11 10:42:17

Griechenland: Schwere Staatskrise


RealAudioMP3 Tödliche Schüsse auf einen Demonstranten am letzten Samstag haben Griechenland in eine schwere Krise gestürzt. Nach tagelangen Krawallen und Zusammenstößen zwischen protestierenden Autonomen und der Polizei hat sich die Lage erst an diesem Donnerstag etwas entspannt; die Nachrichtenagenturen sprechen allerdings von Angriffen auf Polizeistationen im Grossraum Athen durch aufgebrachte Studenten. Nach einer Analyse der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zeigt die Krise vor allem ein Versagen von Parteien der politischen Mitte: „Ideen kamen in den vergangenen Jahren von der extremen Linken oder, für die andere Seite der Gesellschaft, von der griechischen orthodoxen Kirche. Es war der zu Beginn dieses Jahres gestorbene, unerschrockene, erzkonservative, bei Bedarf auch bedenkenlos populistische Erzbischof Christodoulos von Athen, der immer wieder gesellschaftliche Debatten angestoßen hat.“

Die katholische Kirche ruft in einer Stellungnahme zu einer „friedlichen Werte-Revolution“ auf. Die Griechen hätten über einem „entfesselten Materialismus“ die christlichen Werte ihres Landes vergessen. Der Erzbischof von Athen, Nikolaos Foskolos, meint im Gespräch mit Radio Vatikan:

„In den letzten Tagen haben wir Szenen erlebt, wie es sie in Athen noch nicht einmal im Zweiten Weltkrieg gab: Mehr als 200 Läden in Flammen, viele Banken auch... ein Chaos in der ganzen Stadt. Die Gewalt war aus meiner Sicht vorhergeplant. Natürlich hat der Tod des jungen Demonstranten noch einen stärkeren Hass entfacht – aber eine solche Gewalt kann nicht einfach aus dem Nichts entstehen. Es gibt (u.a. wegen der Finanzkrise) eine sehr große Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Regierung. Hinzu kommt, dass unsere Jugend keine Ideale mehr hat – sie ist sehr materialistisch aufgewachsen, ohne Vorbilder bei Professoren oder Lehrern. Ich fürchte, diese Unruhen sind nur der Anfang, weil die Wirtschaftskrise Griechenland noch mehr Probleme bereiten wird.“

(rv 11.12.2008 sk)







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