2008-12-10 15:32:12

UNO: 60 Jahre Menschenrechte – Ein Dossier


RealAudioMP3 Vor genau 60 Jahren hat die UNO-Vollversammlung die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ verabschiedet. Der kurze Text mit 30 Artikeln gilt als ein Meilenstein auf dem Weg zu einem wirklichen Völkerrecht. Die Proklamation fand am 10. Dezember 1948 im Palais de Chaillot in Paris statt – bis heute formuliert die Erklärung einen humanitären, sozialen und somit auch politischen Anspruch. Ein Dossier von P. Bernd Hagencord SJ, erstellt für das Domradio in Köln:

„Wir stehen an der Schwelle eines großen Augenblicks für die Vereinten Nationen und das Leben aller Menschen. Diese Erklärung der Menschenrechte hat die Chance, die Magna Charta aller Menschen weltweit zu werden.“

Seit 1947 saß die Witwe des amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt in dem Kommitee, das die Erklärung verfassen sollte. Es gibt Widerstand vor allem aus dem Ostblock, aus Saudiarabien und aus Südafrika. Roosevelt verteidigt die Erklärung. Sie sei nicht einfach ein Kompromiss von Politikern, wie vieles andere, sondern viel mehr.

„Es ist kein Vertrag, es ist keine internationale Übereinkunft, es ist die Deklaration der fundamentalen Prinzipien der Menschenrechte und Freiheiten und zeigt so die Errungenschaft einer gemeinsamen Richtschnur für die Menschen aller Völker und Nationen.“

Es war nicht das erste Mal, das Menschenrechte formuliert wurden. In der französischen Revolution und in der amerikanischen gab es schon Texte, und davor in England in der Magna Charta von 1215, aber es blieb alles auf einzelne Nationen beschränkt. Nach dem ersten Weltkrieg scheiterte der Völkerbund an der Aufgabe, eine Allgemeine Erklärung zu formulieren. Erst der Schrecken der Nazizeit brachte die Alliierten dazu, gemeinsam Grundsätze für alle vorzulegen, die dann 1948 zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wurde. Sie ist ein Erfolg.

„Die Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte waren ein Riesen-Fortschritt für die Menschheit; und ohne diese dreißig Artikel mit den einzelnen Rechten hätte es viele Verbesserungen nicht gegeben.“

So Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Aber im Kampf für die Menschenrechte sind nicht nur Erfolge zu vermelden, sondern auch Niederlagen – auch bei uns.

„Menschenrechtsverletzungen geschehen leider auch unter deutschen Dächern, und besonders erinnere ich mich in dieser Zeit an diejenigen, die wegen ihres christlichen Glaubens verfolgt in Deutschland leben und fürchten müssen, dass sie vom deutschen Staat wieder woandershin ausgewiesen werden, zum Beispiel an ein Land wie den Iran, wo ihnen als Konvertiten schlimmste Folgen drohen.“

Immer wieder fällt die Aufgabe, die Menschenrechte durchzusetzen an die Vereinten Nationen. Aber auch hier gibt es, 60 Jahre nach der Erklärung, Widerstände gegen die Umsetzung.
 
„Dass ist besonders schade, wenn es sich um solche Staaten wie die Volksrepublik China handelt, die ja durch ihre kräftige Position - auch im Rahmen der Vereinten Nationen - stilbildend sind, in diesem Fall leider „stilverschlechternd“. China sitzt als Vetomacht im Sicherheitsrat, China sitzt auch im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen und wirkt daran mit, dass Verletzer der Menschenrechte nicht zur Rechenschaft gezogen werden.“

Grund zur Klage, aber auch Auftrag für die Zukunft: Wenn die Menschenrechte wachsen sollen, dann kommt es auf die Staaten an, vor allem auf die großen wie China, so Lessenthin.

„Wenn es uns gelingt, hier mehr Menschenrechte durchzusetzen, hat dies unmittelbare Auswirkungen auf Länder wie Kuba oder den Sudan, Nordkorea und Vietnam oder auch Simbabwe.“

Bereits in ihrer Rede im Jahre 1948 hat Eleonor Roosevelt diese Aufgabe klar benannt. Die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ ist erst der Anfang. Der tosende Applaus, den sie nach der Erklärung bekam, sollte nicht darüber hinwegschauen, dass die Arbeit erst begann:

„Wir müssen uns nun der unerledigten Aufgaben zuwenden, die vor uns liegen. Mit neuem Mut und Inspiration widmen wir uns der Herausforderung, die Menschenrechte umzusetzen.“

(dr 10.12.2008 mc)








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