Antonio Canizares,
bisher Erzbischof von Toledo, kommt nach Rom. Dort übernimmt der Kardinal die Leitung
der Vatikan-Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung. Wer ist
der neue Spanier an der Kurie? Skizzen zu einem Porträt.
„Der gehorsame Kardinal“
– so überschreibt die eher linke Zeitung „El Pais“ einen Artikel über Canizares. Gehorsam
sei ein wesentlicher Zug an dem schmächtigen, kleingewachsenen Intellektuellen; schließlich
laute sein Wahlspruch ja „Dein Wille geschehe“, und dem Papst sei Canizares immer
schon besonders treu ergeben gewesen. Schon, als dieser noch gar nicht Papst war:
Kardinal Joseph Ratzinger berief den Theologen, der aus der Region von Valencia kommt,
1995 an die Glaubenskongregation, wo Canizares an der spanischen Fassung des Weltkatechismus
mitarbeitete. Der neue Papst Benedikt machte den Spanier 2006 schon in seinem ersten
Konsistorium zum Kardinal. Und kleiner Ratzinger, „Ratzingerin“, wurde Canizares früher
oft von Studenten genannt. „El Pais“ hat daher schon lange den Wechsel von Canizares
nach Rom vorhergesagt – an die Glaubenskongregation oder, wie jetzt verwirklicht,
an die Liturgiekongregation. Das sei zwar nur ein nachgeordnetes Ministerium, aber
in der Ära des liturgie-interessierten Papstes Benedikt doch besonders wichtig.
Der
neue spanische Kardinal an der römischen Kurie war schon mit 47 Jahren Bischof von
Avila, vier Jahre später von Granada. 2003 wurde er Erzbischof von Toledo – und damit
Primas von Spanien. Von den zehn Purpurträgern seines Landes ist er der jüngste. Veröffentlicht
hat Canizares nur eine Handvoll Bücher, doch hat ihn die renommierte Akademie für
Geschichtswissenschaften in ihre Reihen aufgenommen. Einen Namen hat Canizares sich
in den letzten Jahren mit seinen klaren Stellungnahmen zu Projekten der Madrider Linksregierung
gemacht. Die Schärfe seiner Kritik hielt ihn aber nicht davon ab, mit eben dieser
Regierung ein solides neues System der Kirchenfinanzierung auszuhandeln. Bekannt ist
auch sein gutes Verhältnis zu Vize-Ministerpräsidentin Maria Teresa Fernandez de la
Vega. Canizares gilt als bedächtiger Zuhörer – und zugleich als Mann des klaren Wortes,
mit einem Faible für den Stierkampf. Mit Blick auf sein neues Amt ist von Interesse,
dass er zur Kommission „Ecclesia Dei“ gehört, die sich um einen Ausgleich mit Traditionalisten
bemüht, und dass er im Sommer eine Messe im außerordentlichen Ritus zelebriert hat.
Er interessiert sich für Kirchenmusik – und für den mozarabischen Ritus, der sich
in seinem Erzbistum über die Jahrhunderte erhalten hat.