In Hanoi beginnt an
diesem Montag ein Prozess gegen acht Katholiken. Der Staatsanwalt wirft ihnen „Störung
der öffentlichen Ordnung“ vor. Die Gläubigen hatten an den friedlichen Gebetswachen
der Pfarre Thai Ha zur Rückgabe von enteignetem Kirchengut teilgenommen. Die staatlichen
Medien in Vietnam verschweigen den Gerichtsprozess vollkommen. Auch sonst zeigt der
Fall deutliche politische Implikationen, sagte uns einer der Anwälte der acht Katholiken:
„Dem
Gesetz zufolge sind Gerichtsverfahren in Vietnam öffentlich. Jeder, der über 16 Jahre
alt ist, kann einen Prozess persönlich verfolgen. In diesem speziellen Fall allerdings
musste man zuerst einen Antrag stellen, um im Verhandlungssaal zugelassen zu werden.
Also hat eine Gruppe von Katholiken einen Sammelantrag auf Zulassung geschickt. Doch
das Gericht lehnte ab und sagte, nur ein einziger Repräsentant dürfe zuhören. Meiner
Einschätzung nach würden Tausende kommen, um den Prozess mitzuverfolgen. Aber im Gerichtssaal
werden wohl nur 20 Leute sitzen, inklusive der Angeklagten.“
Die Behörden
hatten die acht Katholiken im September verhaftet. Seit Jahren fordert die Kirche
in Vietnam die Rückgabe des Kirchengeländes in Thai Ha und der ehemaligen Nuntiatur
in Hanoi, die in den sechziger Jahren von der kommunistischen Regierung enteignet
wurden. Die Kirche betont, dass sie nur solche konfiszierten Grundstücke und Gebäude
zurückfordere, die momentan nicht für gemeinnützige, sondern für kommerzielle Zwecke
benutzt würden. Seit Ende 2007 versammelten sich täglich bis zu zehntausend Katholiken
auf zwei umstrittenen Geländen in Hanoi, um der Rückgabeforderung ihres Erzbischofs
Joseph Ngo Quang Kiet Nachdruck zu verleihen. (rv 08.12.2008 gs)