Wegen des Todes von
Patriarch Alexij II. ist die symbolträchtige Übergabe der russisch-orthodoxen Nikolaus-Kirche
von Bari an Russland verschoben worden. Staatspräsident Dimitri Medwedew sagte die
für diesen Samstag geplante Zeremonie mit Italiens Staatschef Giorgio Napolitano ab.
Die beiden Staatsoberhäupter wollten in der süditalienischen Adria-Stadt am Festtag
des heiligen Nikolaus die Übereignung des ehemals orthodoxen, dann von Katholiken
genutzten Gotteshauses besiegeln. Bari gilt als Brücke zwischen katholischer und orthodoxer
Kirche, im katholischen Dom sind die Reliquien des Bischofs Nikolaus aufbewahrt, gleichsam
russischer Nationalheiliger. Baris Bürgermeister hat den sechsten Dezember zum offiziellen
Tag der Trauer um den russischen Patriarchen erklärt.
Der Abstand zu den Orthodoxen
sei kleiner geworden, meint auch der Nuntius in Russland, Erzbischof Antonio Mennini.
„Er
hat seit Beginn meiner Amtszeit die Zeichen der Aufmerksamkeit und der Ehrerbietung
seiner Person gegenüber sehr geschätzt. Er erwiderte sie mit Freundschaft und – ich
wage es, sie so zu nennen – väterlicher Aufmerksamkeit. Er wusste die Anstrengungen
zu schätzen, die auf beiden Seiten gemacht wurden, um Unverständnis und Vorurteile
zwischen den Kirchen zu überwinden.“
Die Beziehung zum Papst sei – zum
Beispiel in Briefwechseln – sehr intensiv gewesen, sagt der Nuntius. Alexij II. und
Benedikt XVI. schätzten sich.
„Erst kürzlich hat ja Kardinal André Vingt-Trois
die Bibelausgabe überbracht, die der Papst allen Teilnehmern der Weltbischofssynode
in Rom geschenkt hatte. Alexij bat den Kardinal, Überbringer all seiner Regungen von
Freundschaft, Respekt und brüderlicher Achtung zu sein. Aber schon zu Zeiten von Johannes
Paul II. hat er mich zu Weihachten und Ostern eingeladen, mir Gelegenheit gegeben
zu sprechen und mir Grüße und Wünsche an den Papst aufgetragen.“
Das Verdienst
Alexijs sei die Einheit der russisch-orthodoxen Kirche, so Mennini.
„Er
hat die russische Kirche durch die post-kommunistische Ära gesteuert und ihre Einheit
bewahrt, ist den Zentrifugalkräften und Spannungen entgegen getreten und hat Versöhnung
mit der Auslandskirche geschlossen; auch dank der Unterstützung durch die Regierenden.
Das war ein Wiederaufbauprozess der christlichen Familie.“
Das Oberhaupt
der russisch-orthodoxen Kirche war am Freitag im Alter von 79 Jahren gestorben. 1990
war Alexij II. in das Amt des Patriarchen von „Moskau und der ganzen Rus“ gewählt
worden. Er stand rund 150 Millionen Gläubigen vor.
An der Beisetzung werden
als Vertreter des Vatikans unter anderem der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper
und der Vizedekan des Kardinalskollegiums, Roger Etchegaray, teilnehmen.