2008-12-04 12:39:20

D: Forum für Religion an der Schule


RealAudioMP3 Die Kirchen in Deutschland machen sich für religiöse Bildung an öffentlichen Schulen stark. Bei einem gemeinsamen Forum setzten sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, an diesem Donnerstag in Berlin für den Religionsunterricht ein. Die Erörterung religiöser und ethischer Fragen gehöre zum Bildungsauftrag der Schulen, erklären die Kirchen. Bei dem Forum diskutierten Vertreter aus Kirchen, Politik und Wissenschaft über rechtliche Fragen sowie das Verhältnis von Religion und Bildung. Unter anderem sprach Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU).
Für die SPD nahm Wolfgang Thierse teil, Katholik und Mitglied im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken. Er verteidigte im Kölner Domradio das Unterrichtsfach Religion.
„Es geht darum, dass wir an den Schulen Bildung betreiben, die Orientierungswissen einschließt, also Maßstäbe, Einstellungen, Haltungen und das, was man zusammenfassend Werte nennt, das muss Inhalt von Erziehung und Bildung sein, nicht nur Naturwissenschaften, Fremdsprachen und Computerbeherrschung, sondern Bewertung von Wissen, Bewertung von Information, Solidarität, Gerechtigkeit, Toleranz, Sinnfragen zu stellen, zu diskutieren und zu beantworten; das alles ist nicht nur die Aufgabe eines Fachs sondern der Schule insgesamt, ist aber doch besonderer Gegenstand von Fächern wie politischer Bildung und religiös weltanschaulicher Bildung. Deswegen brauchen wir in den Schulen Religionsunterricht als ein gleichberechtigtes Fach.“
Laut einer neuen Umfrage sprechen sich 53 Prozent der Deutschen für ein Pflichtfach Ethik aus. 44 Prozent der Befragten befürworten eine Wahlmöglichkeit zwischen Religions- und Ethikunterricht als gleichrangige Fächer. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte diese Studie bei Infratest dimap in Auftrag gegeben. Nach einer Forsa-Umfrage vom Januar dieses Jahres war die „Mehrheit der Befragten für eine freie Wahlmöglichkeit zwischen gleichberechtigten Unterrichtsfächern“.
Wolfgang Thierse betont die Religions- und damit Wahlfreiheit, tritt für die Zusammenarbeit der Fächer und zum Beispiel islamischen Religionsunterricht ein:
„Es ist schon sinnvoll, dass in einem Land religiös sehr differenzierten Land wie Berlin, wo ja nur noch eine Minderheit einer der beiden Kirchen angehört, auch Schüler erreicht werden, die von zu Hause, aus der Familie oder Gemeinschaft aus der sie stammen, keinerlei religiöse weltanschauliche Angebote erhalten. Aber das kann doch nicht heißen, dass die Wahlfreiheit aufgehoben wird: Das eine – Ethik – ist obligatorisch, das andere – Religion – fakultativ und wird damit an den Rand und aus der Schule gedrängt. Im Sinne der Religionsfreiheit müssen die beiden Fächer Ethik und Religion gleichberechtigte Fächer sein.“
Das derzeit in Berlin laufende Volksbegehren hat die Gleichstellung des freiwilligen Religionsunterrichts mit dem Ethikfach in der Bundeshauptstadt zum Ziel. Sollten bis zum 21. Januar 170.000 Unterschriften zusammenkommen, steht 2009 ein Volksentscheid an.
(domradio 04.12.2008 bp)








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