Die Jesuiten in Österreich stellen sich ihrer Geschichte und arbeiten das Vermächtnis
von Pater Heinrich Abel (1843-1926) auf. Am Dienstag wurde beim Denkmal Abels in der
Augustinerkirche eine Zusatztafel enthüllt, die auf den Antisemitismus des Jesuiten
Bezug nimmt und diesen verurteilt. Zugleich bekennen sich die Jesuiten zu aufrichtigen
und respektvollen Beziehungen zum Judentum. Der charismatische Wiener Jesuitenpater
Heinrich Abel organisierte seit 1893 von Wien aus Männerwallfahrten nach Mariazell,
die dem Wallfahrtswesen im steirischen Marienheiligtum neue Impulse gaben. Pater Abel
galt als hervorragender Redner, zugleich aber auch als lautstarker Antisemit. Die
Inschrift der neuen Tafel an der Augustinerkirche lautet wörtlich: „Der Einsatz von
P. Heinrich Abel SJ für die Menschen hat seine Zeitgenossen dazu bewogen, ihm dieses
Denkmal zu errichten. Seine Äußerungen über die Juden aber waren oft verständnislos,
abwertend oder verachtend. Das Zweite Vatikanische Konzil hat erklärt: 'Im Bewusstsein
des Erbes, das sie mit den Juden gemeinsam hat, beklagt die Kirche … alle Hassausbrüche,
Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit
und von irgendjemandem gegen die Juden gerichtet haben'. Wir bedauern P. Abels antijüdische
Äußerungen und bitten Gott und die Juden um Vergebung. Für die Gegenwart und die Zukunft
ist es uns wichtig, eine aufrichtige und respektvolle Beziehung mit dem Volk des Ersten
Bundes zu pflegen".