„Gott, den wir an den Rand geschoben haben, ist auf einmal wieder da im öffentlichen
Diskurs.“ Darauf hat Kardinal Jean-Louis Tauran aufmerksam gemacht. Bei einer Rede
in Rom meinte der Leiter des Päpstlichen Dialogrates am Montag, die religiöse oder
auch esoterische Literatur erlebe derzeit geradezu einen Boom; man könne, wie ein
Buch von Gilles Képel das tue, geradezu von einer „Rache Gottes“ sprechen. Tauran
wörtlich: „Man kann die heutige Welt nicht verstehen, wenn man die Religion außer
acht lässt.“ Aber – und das sei „das große Paradox“ – das liege vor allem daran, weil
Religion als Gefahr wahrgenommen werde. Der Kardinal fuhr fort: „Tatsächlich sind
Religionen sowohl des Besten als auch des Allerschlimmsten fähig: Sie können zur Heiligkeit
führen oder zum Mord. Sie können Frieden predigen oder Krieg.“