2008-11-26 14:27:12

Vatikan: Kraft von oben


RealAudioMP3 Auf dem Dach der Audienzhalle ist der Vatikan ab sofort öko. Das verdankt er einem doppelten Geschenk - teils vom Himmel, teils aus Bonn. Eine dort ansässige Solarzellenfirma verehrte dem Papst am Dreikönigstag 2008 eine Photovoltaikanlage und montierte sie in den vergangenen Monaten auf eigene Kosten am Betondach der Audienzhalle. Warum dort, erklärt uns der Leiter der Technischen Dienste im Governatorat, Pier Carlo Cuscianna.

„Das ist ganz einfach. Das Gebäude ist architektonisch eines von denen, die sich am meisten für so eine Anlage eignen. Eines der wenigen! Denn die meisten Bauteile im Vatikan sind historisch-künstlerische herausragende Monumente. Die Audienzhalle eignet sich perfekt, denn als modernes Gebäude kann sie so eine technologische Vervollständigung besser ertragen als andere.“

Das Sonnenkraftwerk besteht aus 2.400 Modulen und ist groß wie ein Fußballfeld. Von der Kuppel des Petersdoms aus kann man die Paneele gut sehen, die in der Audienzhalle für Licht, Heizung und Kühlung sorgen. Der Jahresertrag des geschenkten Öko-Kraftwerks soll bei 300.000 Kilowattstunden liegen. In weltlichen Maßstäben: genug Strom für 100 Haushalte. Mit diesem Öko-Strom erspart der Vatikan der Umwelt 225 Tonnen Kohlendioxid.

„Wir beziehen unsere Energie von Italien und verursachen von daher nicht direkt selber Umweltverschmutzung. Aber indirekt natürlich schon. Alles ging aus von den Überlegungen und Äußerungen des Heiligen Vaters Benedikt XVI. und seines Vorgängers, die immer wieder vom verantwortungsvollen Umgang mit dem Erbe unseres Planeten gesprochen haben – auch in Sachen Energie. Von da her die Einladungen zu einem maßvollen Energiekonsum ohne Verschwendung und mit einer Technologie, die eine alternative Form der Energieherstellung erlaubt, nämlich aus erneuerbaren Quellen.“

Die Generalaudienz an diesem Mittwoch war die erste unter „grünem Strom“. Doch für den Vatikan ist das erst der Anfang. Es gibt im Vatikan, so Cuscianna, „ziemlich fortgeschrittene Pläne“ für erneuerbare Energie. Beispielsweise sei daran gedacht, nächstes Jahr Sonnenpaneele auf dem Dach der geräumigen Kantine für Vatikan-Angestellte anzubringen. Diese wird soeben renoviert. Erheblich umfangreicher sind die Pläne für eine Photovoltaikanlage auf dem Sendegelände von Radio Vatikan in Santa Maria di Galeria nördlich Roms. 300 Hektar Solarzellen könnten hier verlegt werden – das wäre etwa die siebenfache Fläche des Vatikanstaates. Den dabei entstehenden Stromüberschuss würde der Vatikan verkaufen, was allerdings noch Zukunftsmusik ist. Das mittelfristige Ziel: In zwölf Jahren will der Vatikan 20 Prozent seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen decken.

(rv 26.11.2008 gs)








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