Die Bischöfe haben Staatspräsident Fernando Lugo aufgerufen, dringend notwendige Reformen
anzugehen. Zwar müsse man der neuen Regierung nach 100 Tagen im Amt noch Zeit geben;
es mangele aber an einer klaren politischen Führung, sagte der Bischof von San Juan
Bautista de las Misiones, Mario Medina Salinas, am Montag vor Journalisten. Zuvor
hatte er eine Unterredung mit Lugo geführt. Der Bischof forderte eine grundlegende
Verfassungsänderung, um zum Beispiel die Immunität der Abgeordneten abzuschaffen.
Damit sollen Prozesse wegen Korruption erleichtert werden. Zudem seien die öffentliche
Verwaltung und andere Führungspositionen noch immer mit Funktionären besetzt, die
entscheidende Änderungen verhinderten. Am Sonntag war der Bischof Catalino Gimenez
Medina von Caacupe noch deutlicher geworden: Die brisante Agrarkrise spitze sich weiter
zu. Falls die Regierung nicht endlich aktiv werde, drohten schwere Zusammenstöße.
Seit Wochen gibt es Streiks und Landbesetzungen der verarmten Bauern. Bei Ausschreitungen
gab es mehrere Verletzte und ein Todesopfer. – Lugo, der frühere Bischof von San Pedro,
hatte am 15. August die Regierung übernommen und die mehr als 60 Jahre dauernde Herrschaft
der Colorado-Partei beendet. In einer Erklärung räumte er ein, seine Regierung habe
durchaus Fehler gemacht. Doch könne man grundlegende Reformen nicht über Nacht durchsetzen.