2008-11-24 13:25:19

Vatikan: Finanzsystem gemeinsam erneuern


RealAudioMP3 Der Vatikan fordert einen „Pakt für die Neugründung des internationalen Finanzsystems“. „Die aktuelle Finanzkrise ist vor allem eine Vertrauenskrise“, heißt es in einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung. Im Vorfeld der UNO-Konferenz für Entwicklung Ende der Woche in Doha warnt der Heilige Stuhl vor drohenden Einschnitten in der Entwicklungshilfe. Die Erklärung – erarbeitet vom zuständigen Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden – wolle zum Dialog über ethische Aspekte im Finanz- und Wirtschaftssektor anregen sowie Regierungen und Wirtschaftsakteure ermutigen, „dauerhafte und gemeinschaftliche Lösungen“ zu erarbeiten.

Eine schlichte Überarbeitung des Systems reicht in den Augen der katholischen Kirche nicht aus, vielmehr brauche es neue Formen internationaler Zusammenarbeit in Währungsfragen, im Finanz- und Handelssektor. Auch die großen Staaten seien sich bewusst, ihre Wirtschaftsziele nicht mehr nur binnenstaatlich verwirklichen zu können. Ein neuer wechselseitiger Protektionismus sei zu vermeiden, die Kooperation für mehr Transparenz und Überwachung der Märkte müsse intensiviert werden. Weiter behinderten Handelshemmnisse die Entwicklung, so die Vatikannote. Einfuhrstopps für Waren aus armen Ländern zum Beispiel machten die Politik unglaubwürdig. Man könne nicht mit einer Hand geben, mit der anderen nehmen.
Zugleich befürchtet der Vatikan Einschnitte bei der Entwicklungshilfe. Die Bereitstellung entsprechender Mittel werde unter den „ungeheuren Aufwendungen“ leiden, die zur Eindämmung der Finanzkrise gebraucht würden. Angemessene Entwicklungshilfe setze hingegen ein langfristiges Engagement voraus. Nur mit solchen Investitionen lasse sich ein gesundes und effektives Finanzsystem aufbauen.
Nahrungsmittel-, Energie- und Finanzkrise seien eng miteinander verbunden, resümiert die Vatikanbehörde. Für dauerhafte Lösungen müssten alle jetzt beschlossenen Einsparungen wirklich zur Entwicklung beitragen können, „das heißt zur Schaffung von Arbeitsplätzen“.
Alle Akteure im Finanz- und Wirtschaftssektor müssten sich ihrer Verantwortung für das Gemeinwohl bewusst sein. Dazu braucht es laut katholischer Kirche eine grundlegende ethische Bildung. Von oben verordnete staatliche Maßnahmen könnten maximal kurzfristig Abhilfe schaffen. Dauerhafte Entwicklung und Wege aus der Armut seien nur mit Subsidiarität und Solidarität leistbar – Grundprinzipien der katholischen Soziallehre.

(rv 24.11.2008 bp)







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