In Lissabon geht der Mammut-Prozess um den sexuellen Missbrauch portugiesischer Heimkinder
mit dem Schlussplädoyer der Staatsanwaltschaft in die Endphase. Vier Jahre nach Beginn
des spektakulären Prozesses hoffen die Opfer, dass ihnen endlich Gerechtigkeit widerfährt.
„Dies ist ein feierlicher Moment für mich und die Opfer“, sagte die ehemalige Leiterin
der Kinderheime „Casa Pia“, Catalina Pestana, bei der Ankunft vor dem Gericht in Lissabon.
Insgesamt sieben Verdächtige sind angeklagt, über Jahre hinweg 32 Minderjährige in
den renommierten Kinderheimen missbraucht zu haben. Vermutlich rund 20 Jahre lang
vergingen sich die Angeklagten den Ermittlungen zufolge regelmäßig an Kindern und
Jugendlichen aus den Heimen, ohne dass sich jemand dafür interessierte. Erst im Herbst
2002 wurde der Skandal aufgedeckt, als einer der Betroffenen sich an die Medien wandte.
Die Affäre um einen mutmaßlichen Kinderschänder-Ring löste landesweit Empörung aus.
Zwei Jahre später begann der längste Prozess in der portugiesischen Justizgeschichte.
Für ihn wurden knapp tausend Zeugen befragt. Auf das Schlusspläydoyer der Anklage,
das voraussichtlich bis Dienstag dauert, folgen die Plädoyers der Verteidigung und
der Anwälte der Nebenkläger. Mit einem Urteil wird erst im kommenden Jahr gerechnet.