„Ich denke,
dass es jetzt für alle klar ist: Diese Vergötterung des Markts hat sich selbst als
falsch offenbart.“ Pater Miguel d’Escoto, Präsident der aktuellen UNO-Generalversammlung,
kommentiert so die weltweite Finanzkrise. Der (von seinem Amt suspendierte) Priester
und Berater des Präsidenten von Nicaragua sagte in New York: „Wir erleben die
Konsequenzen dieses Götzendienstes. Auf manchen Münzen lesen wir immer noch ,In God
we trust’, aber wir vertrauen nicht auf Gott, wir bauen auf den Markt, und der ist
gescheitert. Das ist eine Lektion für Menschen in der ganzen Welt, die diesem Götzen
verfallen sind.“
Eine moralische Erneuerung der Wirtschaft - unisono fordern
die inzwischen nicht mehr nur hochrangige Kirchenvertreter und Wirtschaftsethiker.
In einer Grundsatzrede zur Eröffnung des Europäischen Bankkongressen rief der deutsche
Bundespräsident Horst Köhler an diesem Freitag die Banken auf, sich ihrer Verantwortung
für die Finanzkrise zu stellen. „In den üblichen Lobbyismus zurückzufallen, um den
eigenen Beitrag klein zu halten, ist keine angemessene Haltung. Es ist an der Zeit
für uns alle, über den Tellerrand hinaus zu denken“, sagte Köhler in Frankfurt. „Die
Banken müssen sich bewusst machen: Zuallererst sind sie Treuhänder derer, die ihnen
ihr Erspartes überantwortet haben.“ Nachdem sich die „ganze Branche offenbar so berauscht“
habe an Renditen und darüber blind geworden sei für Risiken seien nun Demut, Anstand
und Bescheidenheit gefordert. Die Verantwortlichen sollten deshalb auch darüber nachdenken,
Härtefälle aufzufangen. „Diejenigen aus Ihrer Branche, die durch die Entwicklung der
vergangenen Jahre viel Geld gemacht haben, könnten hier durch einen eigenen Beitrag
ein besonderes Zeichen der Solidarität setzen“, sagte der Bundespräsident, vor seinem
Amtsantritt unter anderem Chef des Internationalen Währungsfonds IWF.