2008-11-21 16:32:51

Kommentar: „Gegen Prostitution, aber für Prostiuierte!"


RealAudioMP3 Im Namen der Menschenwürde: gegen Prostitution,  aber für Prostiuierte!
Gastkommenar für Radio Vatikan von Sr. Dr. Lea Ackermann

Der 25. November ist der internationale  Gedenktag für die Opfer von Männergewalt gegen Frauen. Am kommenden Dienstag werden auch in Deutschland wieder überall Aktionen gemacht. Darum erlaube ich mir heute an dieser Stelle ein Wort in eigener Sache. Denn SOLWODI nimmt den Gedenktag zum Anlass, in Namen der Menschenwürde eine Kampagne zu starten:  gegen Prostitution, aber für Prostituierte.
SOLWODI ist die Abkürzung von „Solidarity With Women in Distress“ – Solidarität mit Frauen in Not. Ich habe diese Organisation 1985 in Kenia als Austiegsprojekt für Frauen in der Elendsprostitution gegründet. Seit 1988 engagiert sich SOLWODI auch in Deutschland: vor allem für Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution. Meiner Ansicht nach ist Prostitution – auch die so genannte „freiwillige“ – immer eine Verletzung der Menschenwürde. Der weibliche Körper ist keine Ware, die „mann“ verkaufen und kaufen kann wie unbeseelte Objekte! Darum bin ich für die Abschaffung der Prostitution. Doch da sich dies in Deutschland weder lang- noch mittelfristig durchsetzen lässt, hat sich SOLWODI zu kurzfristigem Handeln entschlossen. Wir wollen es nicht länger hinnehmen, dass Prostitution immer salonfähiger wird, während Prostituierte wie der letzte Dreck behandelt werden!
Das 2002 in Kraft getretene rot-grüne Prostitutionsgesetz  – „ProstG“  – hat die freiwillig ausgeübte Prostitution in Deutschland legalisiert,  um Prostituierte besser zu stellen: u. a. durch die Möglichkeit, sich fest anstellen und sozialversichern zu lassen. Aber das ProstG hat das Gegenteil bewirkt: Besser gestellt wurden Zuhälter und Bordellbetreiber! In den überall in Deutschland errichteten neuen Bordellen, die meist „Wellness-Clubs“ oder „FKK-Clubs“ heißen, lässt sich die freiwillige von der erzwungenen Prostitution nicht mehr unterscheiden. Ohne Unterschied werden die dort tätigen Frauen ihrer Menschenwürde beraubt. Sie unterliegen einer nahezu lückenlosen Kontrolle durch ein ausgeklügeltes System aus Videokameras, Bordell- und Security-Personal. Die Frauen  müssen sich ausschließlich unbekleidet in den Häusern bewegen, dürfen nicht telefonieren und dürfen nur mit Genehmigung der Geschäftsleitung nach draußen. Die Sexualpraktiken sind vorgeschrieben; Freier können nicht abgelehnt werden; die Arbeitszeiten betragen bis zu 16 Stunden täglich.
Angesichts dieser Ausbeutungsverhältnisse will  SOLWODI mit Vorschlägen für eine Gesetzesreform Zuhälter und Bordellbetreiber in ihre Schranken verweisen. Wir fordern die Bundesregierung auf, die Menschenwürde und das Selbstbestimmungsrecht von Frauen in der Prostitution zu achten und zu schützen sowie jegliches Zuwiderhandeln der Profiteure im Rotlichtmilieu konsequent als Straftaten zu ahnden.
Unsere zentrale Forderung ist: Keine abhängige Beschäftigung von Prostituierten und keinerlei Weisungsbefugnisse Dritter! Jegliche Eingriffe in das Selbstbestimmungsrecht von Prostituierten müssen als sexuelle Ausbeutung und dirigistische Zuhälterei bestraft werden!
Die derzeitige Regierungskoalition hatte im Januar 2007 eine Reform des umstrittenen Prostitutionsgesetzes angekündigt. Doch auf die Worte sind keine Taten gefolgt. Wegen des Super-Wahljahrs 2009 ist in dieser Legislaturperiode auch nicht mehr damit zu rechnen. Ich meine: Wenn die Politik es nicht tut, sollten wir die Prostitution zu einem Wahlkampfthema machen! Wir demokratisch denkenden Menschen, die sich der im Grundgesetz verbürgten Menschenwürde verpflichtet fühlen! Wir Christinnen und Christen, die sich am gleichberechtigten Frauenbild Jesu orientieren!
Also: Bitte, unterstützen Sie unsere Kampagne, liebe Hörer und Hörerinnen! Unsere Forderungen finden Sie auf unserer Homepage: www.solwodi.de. (rv)








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