Der Kölner Erzbischof erinnert Politiker aus „C“-Parteien an ihre Verpflichtungen.
In Europa sei es „längst nicht mehr die Regel, dass Parteien die Erinnerung an ihre
christliche Herkunft in ihrem Namen wachhalten“, schreibt Kardinal Joachim Meisner
in einem Artikel der „Frankfurter Allgemeinen“ vom Montag. Umso mehr müßten sich „C“-Politiker
„an dieser Verpflichtung messen lassen - und sich gefallen lassen, dass der dazugehörige
Maßstab nicht von den Parteien selbst festgelegt wird, sondern aus den Wahrheiten
und Normen des Christentums heraus, die vorgegeben sind“. Aus der Bibel lasse sich
zwar kein Parteiprogramm „eins zu eins ableiten“, so Meisner: „Parteien, die dies
immer wieder versuchten, sind bisher in unserem Land ohne Erfolg geblieben, und das
hat sicher seinen guten Grund.“ Aber Bibel und christlicher Glaube enthielten „sehr
wohl einige zentrale Vorgaben für die Politik“, vor allem in Sachen Menschenwürde
und Lebensschutz. Das christliche Menschenbild, von dem Politiker gerne sprächen,
komme „in der politischen Praxis leider oft zu kurz“, urteilt der Kardinal. Und wörtlich:
„Wie kann es sein, dass vor einigen Monaten in der Entscheidung des Bundestages über
das Stammzellgesetz sowohl Gegner als auch Befürworter der embryonalen Stammzellforschung
meinten, sich auf dasselbe christliche Menschenbild berufen zu können, bedauerlicherweise
sogar bis in die evangelische Kirche hinein? Hier zeigt sich, dass die Berufung auf
dieses Menschenbild für viele offenbar zur bloßen Formel verkommen ist.“