2008-11-14 13:05:35

Kongo: „Stillschweigender Völkermord vor aller Augen“


RealAudioMP3 Die Rebellen von Tutsi-General Laurent Nkunda setzen ihren Vormarsch in der Provinz Nord-Kivu fort. Nach Agenturangaben bedrohen sie jetzt die Stadt Kanyabayonga, die große strategische Bedeutung hat. Dabei häufen sich Berichte über ausländische Beteiligung an den Kämpfen: Kongos Regierungstruppen werden offenbar von Soldaten aus Angola und Simbabwe unterstützt, während hinter den Rebellen vor allem Ruanda steht.
Die Bischöfe des Kongo sprechen in einer Erklärung, die an diesem Freitag bekannt wurde, von einem „stillschweigenden Völkermord vor aller Augen“ und der Gefahr einer dauerhaften Spaltung des Landes. „Massaker an der Zivilbevölkerung, gezielte Morde an jungen Leuten und systematische Vergewaltigungen“ seien die Symptome einer „nie dagewesenen Gewalt“. Empörend sei, wie tatenlos die UNO-Blauhelme dem Schlachten zusähen.
Christoph Klitsch-Ott ist Referatsleiter Afrika bei Caritas International; er sieht mit Sorge, dass die Kämpfe im Osten des Kongo immer intensiver werden.
„Es gab in der Region ca. 950 000 Menschen in Flüchtlingslagern. Diese Flüchtlingslager sind aufgelöst worden, und die Menschen sind erneut geflohen. Nur von einem Teil der Menschen weiß man, wo sie derzeit sind. Wir arbeiten eng zusammen mit der Caritas der Diözese Goma und der nationalen Caritas Kongo und haben derzeit dort Projekte der Nahrungsmittelverteilung, die wir vom Welternährungsprogramm der UNO bekommen. Gleichzeitig finanzieren wir aus Spendengeldern Dinge wie Decken, Wasserkanister, Kochutensilien, damit die Menschen, die wir erreichen können, sich in neuen Lagern installieren können.“
Derzeit sei es durchaus noch möglich, klare Informationen aus dem Osten des Kongo zu bekommen: „Die Kommunikationswege Telefon, E-Mail, Internet nach Goma funktionieren nach wie vor. Wir haben dort ein sehr erfahrenes lokales Caritasteam, das in die Lager und auch ins Hinterland von Goma fährt, um die Flüchtlinge überhaupt zu finden; mit diesem erfahrenen Team stehen wir dauerhaft im Kontakt.“
Um die Kämpfe zu stoppen, würde man schon Militär brauchen – eine aufgestockte UNO-Friedenstruppe zum Beispiel oder eine Truppe der Afrikanischen Union. Klitsch-Ott:
„Kurzfristig kann das sicherlich helfen, die Region zu stabilisieren, die Kriegsparteien auseinander zu halten und für eine gewisse Waffenruhe zu sorgen. Mittel- und langfristig muss man daran arbeiten, die Wurzeln dieses Konflikts zu bekämpfen. Und das ist in erster Linie die illegale Ausbeutung von Rohstoffen im Ostkongo: Dort gibt es Gold, Diamanten, Erdöl sowie seltene Metalle für die Elektroindustrie wie Coltan, die extrem teuer sind. Und diese illegale Ausbeutung der Rohstoffe finanziert den Krieg dort.“
Wenn sich die internationale Gemeinschaft nicht stärker für eine Lösung des Konflits engagiert, dann werden die Kämpfe im Osten des Kongo „noch lange dauern“, fürchtet der Experte. „Solange in diesem Konflikt die Konfliktparteien sehr viel Geld verdienen können, wird der Konflikt weiterlaufen. Und hier muss angesetzt werden, um diese Region zu befrieden.“
(rv/fides/caritas 14.11.2008 sk)










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