Zimbabwe: Missstände im Land verschärfen sich weiter
Der Jesuitenpater Oskar Wermter hat die wachsenden Missstände in dem südafrikanischen
Land beklagt. Die humanitäre und die menschenrechtliche Situation müssten beim Besuch
Papst Benedikts XVI. in Afrika und bei der Afrikanischen Bischofssynode 2009 thematisiert
werden. Wermter berichtete jetzt mit großer Sorger von der bedrohlichen Lage der
Menschen in Mbare, einem Township im Süden Harares. Die mangelnde Achtung der Menschenwürde
im Land und das Fehlen einer Rechtsgrundlage des Staates hätten Folgen, die sich in
Mbare beispielhaft zeigten. Arbeitslosigkeit und Krankheit zeichneten die Familien
vor Ort, denen es an jeglichen Lebensgrundlagen, wie Nahrungsmitteln und Trinkwasser,
mangele. Neben der AIDS-Epidemie, der sich viele Menschn noch immer nicht stellten,
habe sich die Cholera zu einem ernsten Problem entwickelt. Das Ortskrankenhaus in
Mbare sei überbelegt, jedoch mangele es hier an Personal und Medikamenten. Hinzu käme,
dass der Polit-Terror, der nach dem Wahlsieg von Mugabe im Juni im Land um sich gegriffen
hatte, viele Opfer hinterlassen habe. Diese seien medizinisch und pastoral zu betreuen.
Eine Wiedergutmachung für die Opfer der systematischen Gewalttaten und Folterungen
stehe noch aus. (rv 10.11.2008 vp)
Hier dokumentieren wir das Schreiben
des Jesuitenpaters auszugsweise:
Das Abkommen zwischen den (seit dem Wahlbetrug
vom 27. Juni 08 nicht mehr legitimen) Machthabern und der von der Mehrheit gewählten
Partei verspricht, dass Recht und Gesetz wieder gelten sollen. Doch politische Gegner
sitzen weiterhin im Gefängnis. Die “herrschende Partei” hält sich weiterhin mit Gewalt
an der Macht. In Mbare sind mehr als 100 Familien aus ihren Wohnungen vertrieben worden,
die jetzt von “Parteifreunden” besetzt sind. Die Polizei, die sich weiterhin als Arm
von Mugabes Partei versteht, weigert sich, die rechtmäßigen Eigentümer wieder einzusetzen.
Seit voriger Woche ist unser Ortskrankenhaus, normalerweise mit TB/HIV – Patienten
belegt, voll von Cholera-Kranken. Das ist die Folge davon, dass es in manchen Stadtteilen
seit Monaten kein Trinkwasser mehr gibt. Die Kanalisation funktioniert nicht mehr.
Abwässer laufen über die Strasse. Staatliche Kankenhauser haben kaum noch Personal
und Medikamente. Private Kliniken arbeiten noch gut, aber wer kann das bezahlen? Bittsteller
kommen mit ihren Rechnungen und wollen Hilfe von unserer Caritas. Unsere zwei Schulen
in Mbare arbeiten noch, obschon viele Lehrer nicht mehr kommen, wegen Streik oder
weil sie das Geld für den Bus nicht mehr haben. Ordensleute machen noch, was sie können.
Allgemein funktionieren kirchliche Schulen noch, wo andere schon die Tore geschlossen
haben. Für viele Schüler wird 2008 ein verlorenes Jahr sein. - Seit einem halben Jahr
arbeitet die Regierung nicht mehr. Das Regime kämpft ums Überleben, klammert sich
an Macht und Privilegien. Das Gemeinwohl zählt nicht. Würde und Integrität des Einzelnen
werden ignoriert. Lüge und Propaganda erlauben es nicht, sich der Wahrheit zu stellen.
Geld ist mischt mehr das Papier wert, auf dem es gedruckt ist. Die Erwachsenen werfen
es weg und Kinder spielen damit auf der Strasse. Fazit: ein Staat ohne ethische
Grundlagen, ohne Achtung vor Menschenwürde, ohne Sorge um das Gemeinwohl, ohne Solidarität,
funktioniert einfach nicht. Es ist eine Fehlkonstruktion. Viele Politiker sehen nicht,
dass diese Regierung keine Rechtsgrundlage und Legitimität mehr besitzt. Sie sehen
nur, dass Mugabe faktisch die Macht hat durch Zwang, Folter und Gewalt. Sie respektieren
die Macht und verachten den Menschen. - Das ist die Wurzel des afrikanischen Elends,
ob in Zimbabwe, im Kongo oder sonstwo. Im Jahre 2009 wird Papst Benedikt zum ersten
Mal nach Afrika kommen und in Rom die afrikanischen Bischöfe zu ihrer Synode treffen.
Das wird ihr Thema sein müssen.