Die Rolle der Laien
in den Kirchen des byzantinischen Ritus ist im Westen meist unbekannt. Wer an Ostkirchen
denkt, stellt sich wohl meist Patriarchen, Metropoliten oder Priester vor, die mit
reich verzierten Messgewändern die Liturgie feiern. Doch auch die Laien spielen eine
wichtige Rolle, und das nicht nur in der Liturgie. Dazu fand vergangene Woche in der
ukrainischen Hauptstadt Kiew ein Treffen der Laien der griechisch-katholischen Kirche
statt. Zwar waren vorwiegend Laien aus der ukrainischen Kirche anwesend, doch die
besprochenen Themen betreffen auch andere osteuropäische Kirchen.
Ein Beitrag
von Mario Galgano und Stefan von Kempis:
Laien in den Ostkirchen ist zugegebenermaßen
ein Thema, dass erst seit wenigen Jahren in den entsprechenden Kirchen besprochen
wird. Das liegt nicht nur daran, dass dort die Kirchen während der Sowjetzeit verfolgt
und verboten wurden. In ihrer Tradition spielen die Laien eine – so scheint es auf
den ersten Blick – nebensächliche Rolle. In der Kirche dürfen sie im Chor mitsingen
und eifrig mitbeten. Aber das war’s auch. Selbstverständlich stehen Laien den Priestern
zur Seite, um bei den organisatorischen und administrativen Arbeiten zu helfen. Aber
eine festgeschriebene Stellung haben die Laien in den Ostkirchen eigentlich nicht.
Die mit Rom unierten Kirchen in Osteuropa haben in dieser Hinsicht eine Sonderrolle.
Denn sie greifen auf die Regelung der Laien zurück, die in der römisch-katholischen
Kirche gilt. Deshalb hat die ukrainisch griechisch-katholische Kirche bereits 2006
eine Laienkommission gegründet. Ihr Mitbegründer ist der Philosophieprofessor Yuri
Pidlisny, der an der katholischen Universität in Lemberg doziert.
„Am 7
und 8 November haben wir in Kiew unser zweites Treffen gehalten. Wir haben über die
Aufgaben der Laien in der Pfarrei, der Kirche und der Gesellschaft diskutiert. Der
Hauptakzent lag eindeutig bei der Verantwortung in der Pfarrei. Denn, was die Laien
in der Pfarrei machen dürfen, bestimmt auch ihr Stellung innerhalb der Kirche und
der Gesellschaft. Leider gibt es in der Ukraine – und anderswo auch – ein negatives
Klischee, das besagt, dass die Kirche vor allem die Gemeinschaft des Klerus, die Mönche
und die Kirchgebäuden ist. Laien gelten als einfache Kirchgängerbesucher. Mehr nicht.
Es ist so, als ob die Laien nur „Kunden“ der Kirchen wären, so wie sie „Kunden“ eines
Geschäftes sind.“
Deshalb sieht sich die Laienkommission der griechisch-katholischen
Kirche in der Ukraine als Vorreiter für die Stärkung der Laien in den Ostkirchen und
in deren Gesellschaften. Dazu Pidlisny:
„Wir wollen aber nicht nur Laien
ansprechen, auch Priester und Bischöfe sind wichtige Gesprächspartner, die uns weiterhelfen
können. Wir wollen nichts Neues erfinden. Die Kirche soll weiterhin aus Priestern
und Laien bestehen. Aber unsere Kommission möchte daran erinnern, dass sowohl der
Hirte als auch die Herde bestimmte Verantwortungen übernehmen. Jeder ist aber Teil
der Kirche und somit unentbehrlich.“
Die Laienkommission möchte nach ihrem
jüngsten Treffen, die Gläubigen dazu motivieren, neue Impulse weiter zu geben.
„Dazu
gibt es bereits viele gute Beispiele. Es gibt in der Ukraine viele Priester, die zusammen
mit Laien Aktivitäten initiieren. Viele Laien haben aber Angst, etwas für die Kirche
zu tun, weil sie im Gegensatz zu Priestern keine theologische Ausbildung gemacht haben.
Das macht aber meiner Meinung nach nichts. Es genügt doch, wenn er seine Talente für
die Gemeinschaft zur Verfügung stellt. Jesus war ja selber auch kein Priester sondern
ein Schreiner. So kann doch ein heutiger Schreiner, den Jugendlichen in seiner Gemeinde
lehren, wie man einfache Holzarbeiten durchführen könnte.“
Laien sind vor
allem für die Hilfe in ärmeren Gegenden wichtig. Und die gibt es viele in ganz Osteuropa
und Asien. Dazu sagt Yuri Pidlisny von der ukrainischen Laienkommission:
„Gerade
in Gebiete wie Sibirien und Kasachstan, wo die Kirche seit 40 Jahren unter schwierigen
Umstände lebt, sind die Laien gefordert, den Priestern und Bischöfen beizustehen.
Laien aus reicheren Gegenden könnten eine ärmere Pfarrei sozusagen „adoptieren“. Da
es sich um große Distanzen handelt, beschränkt sich das auf die reine finanzielle
Hilfe. Auch da erfinden wir nichts Neues. Es gibt ja bereits die hervorragende Arbeit
von Institutionen wie Renovabis oder „Kirche in Not“, mit denen wir zusammenarbeiten.“ (rv
10.11.2008 mg)