Die Lehrverkündigung Pius’ XII. hat bleibende Bedeutung für heute. Papst Benedikt
XVI. unterstrich dies nachdrücklich am Samstag bei einer Begegnung mit Teilnehmern
eines historischen Symposiums. So sei Pius XII. nach der Heiligen Schrift die häufigst
zitierte Quelle in den Dokumenten des II. Vatikanischen Konzils. Sie seien nicht nur
einfache Quellenangaben, sondern müssten als Interpretationsschlüssel verstanden werden,
so Benedikt. Er würdigte das Bemühen der Veranstalter einer historischen Tagung an
der Lateran-Universität und an der Gregoriana, sich um ein angemessenes Verständnis
Pius’ XII. zu bemühen. „In den letzten Jahren schenkte man in exzessiver
Weise nur einer Problematik Aufmerksamkeit, wenn die Rede von Pius XII. war. Meist
wurde diese Problematik in eher einseitiger Weise behandelt. Das hat eine angemessene
Annäherung an eine Persönlichkeit von so hoher historisch-theologischer Bedeutung
verhindert, wie Pius XII. es eine war.“
In seiner Ansprache
verwies Benedikt auf die wichtigsten seiner über vierzig Enzykliken wie „Mystici Corporis“
über die Kirche, „Divino afflante Spiritu“ über die Heilige Schrift oder „Mediator
Dei“ über die Liturgie. Auch habe sich Pius XII. immer wieder vorausschauend zu Entwicklungen
der Gegenwart geäußert, wie die „berühmte Rede“ nach der ersten Atomspaltung beweise,
in der Pius XII. vor einem Missbrauch der Atomtechnik zur Herstellung von Waffen warnt.
Benedikt XVI. würdigte in seiner Ansprache die Besonnenheit Pius’ XII. und seine tiefe
Gläubigkeit.
„Von seinem Wesen her war Pius XII. ein maßvoller und realistischer
Mensch, und ihm war oberflächlicher Optimismus fremd; aber er war ebenso immun gegen
die Gefahr einer Art von Pessimismus, die einem Christen nicht ansteht. Er verabscheute
fruchtlose Polemiken, und er misstraute zutiefst jedem Fanatismus und Sentimentalismus.“
Die
Tagung an den beiden Päpstlichen Universitäten vom 6. bis 8. November stand unter
dem Thema „Das Erbe Pius’ XII. und sein Einfluss auf das II. Vatikanische Konzil“.
An dem Symposium nahmen u.a. Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, der vatikanische
Kulturminister Erzbischof Gianfranco Ravasi sowie der Historiker und Gründer der Gemeinschaft
Sant’Egidio Andrea Riccardi teil.