Vatikan: Papst vor Moslems, „Vorurteile überwinden“
Papst Benedikt XVI.
hat Christen und Moslems dazu aufgerufen, gemeinsam an der Überwindung von Missverständnissen
und Meinungsverschiedenheiten zu arbeiten. An diesem Donnerstag empfing er die Teilnehmer
des ersten Seminars des Katholisch-Muslimischen Forums, das drei Tage lang in Rom
„Gottesliebe und Nächstenliebe“ behandelte. Ihr interreligiöses Treffen habe in der
Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit erfahren, stellte der Papst fest. Dies sei ein
Ansporn, um sicherzustellen, dass die positiven Entwicklungen des christlich-muslimischen
Dialogs „nicht auf eine kleine Gruppe von Experten und Gelehrten beschränkt“ bleibe.
Vielmehr solle das Gespräch zwischen den Religionen auch im Alltagsleben der Menschen
Früchte tragen.
„Meine Hoffnung ist, dass die grundlegenden Menschenrechte
für alle Völker überall geschützt werden. Politische und Religionsführer haben die
Pflicht, die freie Ausübung dieser Rechte in vollem Respekt für die Gewissensfreiheit
und die Religionsfreiheit jedes Individuums zu garantieren.“
Auch heute
noch erführen religiöse Menschen und Ordensleute in verschiedenen Teilen der Welt
Diskriminierung, erinnerte der Papst.
„Bei der mitunter gewalttätigen Verfolgung,
der sie ausgesetzt sind, handelt es sich um inakzeptable und nicht rechtfertigbare
Akte, die noch schlimmer und beklagenswerter sind, wenn sie im Namen Gottes ausgeführt
werden. Gottes Name kann nur ein Name des Friedens, der Brüderlichkeit, der Gerechtigkeit
und der Liebe sein. Wir sind in unseren Worten und vor allem in unseren Taten dazu
aufgerufen zu zeigen, dass die Botschaft unserer Religionen eine Botschaft der Harmonie
und des Verständnisses füreinander ist. Es ist essentiell, dass wir das zeigen. Denn
andernfalls schwächen wir die Glaubwürdigkeit und die Wirksamkeit nicht nur unseres
Dialogs, sondern unserer Religionen selbst.“
Er sei sich darüber im Klaren,
so Papst Benedikt, dass Moslems und Christen verschiedene Betrachtungsweisen, verschiedene
Gottesbilder hätten.
„Dennoch können und müssen wir Gläubige des einen
Gottes sein, der uns geschaffen hat und sich über jeden Menschen in jedem Winkel der
Welt sorgt.“
Respekt für die Würde der menschlichen Person und die grundlegenden
Menschenrechte sollten im Mittelpunkt gemeinsamer Anstrengungen von Christen und Moslems
stehen. Nur wenn Exponenten beider Religionen „das Leben respektieren und verteidigen,
das Geschenk Gottes ist und deshalb heilig sowohl für Christen als auch für Moslems“,
sei die Basis geschaffen für eine brüderlichere Welt, „eine Welt, in der Auseinandersetzungen
und Differenzen friedvoll beigelegt werden und die vernichtende Kraft der Ideologien
neutralisiert ist.“
Am Ende seiner Ansprache rief der Papst dazu auf,
„Vorurteile
der Vergangenheit zu überwinden und das oft verzerrte Bild des anderen zu korrigieren,
das auch heute noch Schwierigkeiten in unserer Beziehung schaffen kann. Lassen Sie
und zusammenarbeiten bei der Erziehung aller Menschen, vor allem der Jugendlichen,
um eine gemeinsame Zukunft zu bauen.“ (rv 06.11.2008 gs)